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Specialised paper
Sociology

University, School

Goetheschule Hannover

Grade, Teacher, Year

13, 2014

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Carina C. ©
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ID# 41410







Facharbeit

Socio-criticism in lyrics – Analysis of

Another Day in Paradise“ (1989)

by Phil Collins

  1. .....[read full text]

Die reiche Nachbarschaft der Upper East Side von Manhattan hatte sich längst an sie gewöhnt. Eilige Yuppies joggten vor oder nach Büroschluss an ihr vorbei und warfen mit abgewandten Gesichtern ein bisschen Kleingeld zu Boden. Kinder, die neugierig stehen blieben – ‚Was macht die Frau denn da?‘ – wurden von ihren Nannies oder schicken Müttern hastig weggezerrt. ‚It’s only a homeless‘, sagten sie.

Nur eine Obdachlose.“1 So reagierten Amerikaner auf eine obdachlose Frau, die jeden Tag vor „Hot & Crusty“, einem Backshop, zu-sammengekauert lag. Sie ist nur eine von vielen Obdachlosen, die in Amerika leben. Um sie alle soll es in dieser Facharbeit gehen.

Das Ziel dieser Facharbeit ist es, zu analysieren, ob Obdachlose in den USA aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden, und anhand der gewonnenen Er-kenntnisse letztendlich zu einem Urteil zu kommen.

Als Grundlage dient Phil Collins Lied „Another Day in Paradise“, in welchem er die Reaktionen der Gesellschaft auf obdachlose Menschen kritisiert. In seinem Lied geht es nicht nur ausschließlich um das Verhalten, dass Amerikaner Obdachlosen entgegenbringen, sondern vielmehr bezieht er die Missstände auf die ganze Welt. Ich habe mir für diese Facharbeit jedoch den Schwerpunkt USA gesetzt, da eine Verallgemeinerung der Thematik die Kapazitäten, die mir gegeben wurden, nicht hergeben.

  1. GESELLSCHAFTSKRITISCHE ASPEKTE IN „ANOTHER DAY IN PARADISE“ (1989) VON PHIL COLLINS

2.1. Thematik des Liedes unter Einbeziehung stilistischer und struktureller Darstellungsformen

Another Day in Paradise“2 (1989) von Phil Collins ist ein gesellschaftskritisches Lied. Es handelt von einer Begegnung einer obdachlosen Frau mit einem männlichen Passanten, welcher von Ersterer um Hilfe gebeten wird. Dieser

1 Evans, Michael A. W., S. 9.

2 Liedtext von „Another Day in Paradise“

1

reagiert allerdings abweisend, indem er die Frau ignoriert und sich von ihr ab-wendet.

In der ersten Strophe singt Phil Collins darüber, wie die Frau den Mann um Hilfe bittet. Die Rede ist zunächst einmal nur von „ihr“ (Z. 1), daher ist zu Beginn noch nicht bekannt, dass es sich um eine obdachlose Frau handelt. Der Mann hingegen wird etwas genauer definiert, er ist „der Mann auf der Straße“ (Z. 1). Daraus lässt sich vermuten, dass es sich um einen Passanten handelt.

Die Frau spricht diesen Passanten direkt an: Sie bittet ihn nicht um Geld, sondern fragt ihn, ob er einen Ort kennt, an dem sie schlafen und sich vor der Kälte schützen kann. Aus dieser Ansprache wird deutlich, dass es sich um eine obdachlose Frau handelt, zumal sie auch sagt: „Ich habe keinen Schlafplatz“ (Z. 3).


Die zweite Strophe handelt von der Reaktion des Mannes auf die Ansprache der obdachlosen Frau. Sein Handeln ist geprägt von Ignoranz und Respekt-losigkeit: „Er geht weiter“ (Z. 5), „tut so, als ob er sie nicht hören kann“ (Z. 6), „fängt an zu pfeifen“ (Z. 7), sodass er damit das Gerede der Frau übertönt und „überquert die Straße“ (Z. 7), um auf die andere Straßenseite zu kommen.

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Die vierte Strophe lässt auf den Hintergrund der Frau schließen. Sie hat schon viel erlebt und wurde vom Leben „gezeichnet“, denn sie hat „Falten [Sorgenfalten] im Gesicht“ (Z.23). Auch werden Aussagen darüber gemacht, dass sie nirgendswo akzeptiert wird – „sie ist von jedem Ort weitergezogen, weil sie dort nicht reinpasste“ (Z. 26f). Sie ist demnach allein und wird von der Ge-sellschaft ausgeschlossen.



3 Definition von „Paradies“

3

Die Hauptaussage des Liedes wird aus dem Text deutlich und ist leicht ver-ständlich – Phil Collins möchte die Gesellschaft mithilfe dieses Liedes „wach-rütteln“, damit sie nicht tatenlos dabei zusieht, wie Menschen leiden müssen, obwohl ihnen geholfen werden kann. Dass der Songtext einfach zu verstehen ist, ermöglicht, dass jeder diesen Appell erfassen kann. Außerdem wird auch jeder direkt angesprochen: In der ersten und zweiten Strophe werden die beiden Akteure vorgestellt, um die es in dem Lied geht, nämlich die obdachlose Frau („sie“) und der Mann auf der Straße („er“).

In der dritten Strophe kommt es dann zu einem Wechsel beider Akteure („sie“, „er“, „sie“) und in der vierten Strophe sowie im Refrain wird schließlich der Zuhörer direkt angesprochen („du“). Damit bewirkt Phil Collins, dass sich der Zuhörer, genauso wie der Mann im Lied, angesprochen fühlt. Es liegt dann an ihm, dem Zuhörer, für was er sich entscheidet: Befolgt er den Appell von Phil Collins und versucht etwas gegen Obdachlosigkeit zu tun oder zeigt er Ignoranz so wie der Mann, um auf diese Weise das Problem von sich zu weisen.

  1. Hintergru.....

An dieser Stelle soll geklärt werden, welche Beweggründe Phil Collins dazu brachten, über Obdachlosigkeit zu singen.

Das von ihm gesungene Lied „Another Day in Paradise“ wurde 1989 veröffent-licht. In dieser Zeit, in den 1980er bis 1990er Jahren, herrschte in den USA ein rasantes Ansteigen an Obdachlosen: Das United States Census Bureau, eine Einrichtung, die Volkszählungen durchführt, erfasste im März 1980 noch 23.000 Wohnungslose in Obdachlosenheimen, wohingegen im März 1990 die Anzahl an Obdachlosen auf 190.000 anstieg.4

Auch für die Großstadt New York ließen sich ähnliche Tendenzen nach-weisen: Waren es 1981 noch 2.700 alleinstehende Obdachlose, die Obhut in staatlich finanzierten Heimen suchten, so betrug die Anzahl an Obdachlosen 1987 schon 10.000. Die Anzahl der obdachlosen Familien dahingegen stieg





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Neben der neuen Wahrnehmung von Obdachlosen und deren gestiegenen An-zahl hat sich vor allem noch eines geändert – die Betroffenen. Der Prototyp eines Obdachlosen war nicht mehr nur der unter Alkohol- oder Drogen-problemen leidende männliche Einzelgänger, sondern auch Familien und Niedrigverdiener wurden dazugezählt. Diese machten 40-65% der Obdachlosen


5 Vgl. Berman, Milton

6 Vgl. Jencks, Christopher, S. 1.

7 Vgl. ebd., S. 15.

8 Vgl. ebd., S. 10.

5

aus. Als Statistik für eine obdachlose Familie galt eine 27-jährige Mutter mit drei Kindern im Alter von ungefähr sechs Jahren, die einmal über einen festen Arbeitsplatz verfügte.9

Weshalb kam es zu dem „Boom“ an Obdachlosen? Dies lag und liegt auch heute noch vor allem an der Kombination aus hohen Lebenserhaltungskosten, niedrig bezahlten Arbeitsplätzen und einer hohen Arbeitslosenquote. Doch auch Kürzungen seitens der Politik und physische Erkrankungen stellten eine wichtige Ursache dar.

Die hohen Lebenserhaltungskosten resultierten vorwiegend aus den Strukturwandeln von Großstädten. So hatte zum Beispiel New York einen Strukturwandel vom sekundären Sektor zum tertiären Sektor erlebt, wodurch der Wohlstand der Stadt und somit auch die Mietpreise gestiegen waren. Doch für einen Großteil der Bevölkerung waren diese hohen Mietpreise und die zu-sätzliche Belastung von weiteren Ausgaben nicht machbar aufgrund niedriger Löhne.

Sie mussten Prioritäten setzen, da sie nicht zugleich das nötige Geld für Wohnung und Lebensmittel aufbringen konnten. Demzufolge waren 20-30% der Obdachlosen berufstätig, ohne allerdings von dem Geld leben zu können.10


Wie bereits im obrigen Absatz erwähnt, spielten niedrig bezahlte Arbeits-plätze eine entscheidende Rolle bei der Frage nach den Ursachen von Obdach-losigkeit. Der Grund für die niedrigen Löhne war ein drastisches Absenken des Mindestlohnes auf mindestens 3.5$ pro Stunde; das entspricht einer Senkung von 27% im Vergleich zu 1968. Bei einer Arbeitswoche von 40 Stunden ergibt dies gerade .....

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Rückblickend auf die Beweggründe Phil Collins kann anhand der obigen Situationsdarstellung der Obdachlosigkeit in den USA gesagt werden, dass vor allem die verstärkte Wahrnehmung dieses Problems in der Öffentlichkeit Phil Collins dazu bewegte, über Obdachlosigkeit zu singen. Den drastischen Anstieg an Obdachlosen in den 1980er bis 1990er Jahren nahm er zum Anlass, die vorhandenen Gesellschaftsformen zu kritisieren und Menschen dazu zu be-wegen, etwas an der vorherrschenden Situation zu ändern, statt diese zu ignorieren oder von sich zu weisen.



  1. OBDACHLOSE IN DER US-AMERIKANISCHEN GESELLSCHAFT – FINDET EINE GESELLSCHAFTLICHE .....

  • Darstellung von Obdachlosen und Obdachlosigkeit

  • 3.1.1. Darstellungsform in amerikanischen Medien

    Medien haben eine Sozialisationsfunktion – sie vermitteln Werte und Normen und können soziales Ansehen herstellen. Aus diesem Grund ist die Dar-stellungsform von Obdachlosen in den Medien wichtig zu berücksichtigen, denn diese haben einen Einfluss auf die Gesellschaft.

    13 Vgl. Steinberg-Heys, Claudia

    7

    Das Thema Obdachlosigkeit wird in den Medien häufig nicht angesprochen. Sie tendieren eher dazu, die aus der Gesellschaft Ausgeschlossenen, wozu auch Obdachlose gehören, zu ignorieren. Der Grund dafür ist, dass die Bevölkerung nicht mit dem Thema Armut konfrontiert werden möchte, sondern stattdessen sich lieber etwas ansieht bzw. lieber etwas liest, dass sie ihren Alltag vergessen lässt.14

    Ein weiterer Grund, der sich auf das Ignorieren von Obdachlosen und Obdach-losigkeit bezieht, ist, dass die Mittelklasse im Fokus steht, vor allem bei Fern-sehsendungen. Einem Amerikaner wird das Bild geboten, dass die Mittelklasse der minimalste Stand ist, zu dem man angehören kann. Wenn z. B. eine Familie aus der Oberschicht aufgrund von Konjunkturschwankungen nun zu der Mittel-klasse gehört und infolgedessen Arbeit verrichten muss, die sie vorher nicht tun musste, dann wird dies als beschämend angesehen und gilt als gesellschaft-licher Abstieg.15


    In den seltenen Fällen, in denen über Armut und Obdachlosigkeit berichtet wird, geschieht dies vorwiegend anhand von Statistiken und Fakten. Ein Bei-spiel der Internetseite „RT.com“ verdeutlicht dies: „2011 lebten 46,2 Millionen Menschen in den USA in Armut und die offizielle Armutsrate betrug 15%, 14,3% waren es 2009, so das US Census Bureau. Diese Zahl ist seit 52 Jahren, in denen Armutsschätzungen dokumentiert wurden, die höchste.“16 Folglich findet keine Humanisierung von Obdachlosigkeit und damit auch von Obdachlosen statt, sondern eine Entmenschlichung.17

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    Ebenfalls geht man davon aus, dass Obdachlose alle physisch krank seien. Dass es in den USA Obdachlose gibt, die an physischen Erkrankungen leiden, entspricht der Wahrheit, jedoch nicht, dass dies alle betrifft. Zudem ist zu be-achten, dass physisch erkrankte Obdachlose vorwiegend sich selber schaden und keine Gefahr für Dritte darstellen. Dennoch löst auch dieser Stereotyp Angst vor Obdachlosen und Hilfseinschränkungen aus, da angenommen wird, dass Mentallabile besser in ein Heim eingewiesen werden sollten.21


    Der vierte Stereotyp stellt gleichzeitig auch den am weitesten verbreiteten dar: Alle Obdachlosen seien zu faul zum Arbeiten. Obwohl nahezu die Hälfte

    1. .....

  • Vgl. ders.

  • Vgl. ders.

    9

    aller erwachsenen Obdachlosen ihre Arbeit verloren hat, kann man nicht davon ausgehen, dass dies aus deren Faulheit resultiert – es gibt verschiedene Ursachen, die zum Verlust eines Arbeitsplatzes führen können, wie z. B. ver-mehrter Stellenabbau aufgrund einer Rezension. Zudem ist es schwierig, wenn man erst einmal obdachlos ist, wieder eine Arbeit zu finden aufgrund der vor-herrschenden Vorurteile Obdachlosen gegenüber.

  • Man gelangt bzw. befindet sich in einem Teufelskreis. Weiterhin muss allerdings auch bedacht werden, dass auch Menschen, die eine Arbeit haben, obdachlos sind, weil ihr Ein-kommen zu gering ist, um die Mieten zu bezahlen. Demnach kann man nicht davon ausgehen, dass Obdachlosigkeit automatisch mit Faulheit verbunden ist. Dennoch halten viele an diesem Glauben fest und bieten folglich Obdachlosen nicht ihre Hilfe an.22

    Ebenfalls besteht zuletzt die vermeintliche Auffassung, dass sich alle Obdachlosen das Leben auf der Straße ausgesucht hätten. Sie wollten ein freies Leben ohne den Stress und den Druck, den ein Arbeiterleben mit sich führt. Doch Obdachlose leben keinesfalls stressfreier, denn auch sie müssen sich beispielsweise Gedanken um ihren Schlafplatz machen, vor Übergriffen schützen etc.


    Speziell bei obdachlosen Teenagern ist dieses Vorurteil verstärkt vorherrschend

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    Die Aussagen aus dem Internet basieren auf der Frage: „Wie reagierst du ge-wöhnlich, wenn du mit einer obdachlosen Person zusammentriffst?“24 15 Menschen sprechen sich dafür aus, einem Obdachlosen zu helfen, und nur drei teilen diese Auffassung nicht. Dies zeigt, dass die Mehrheit, die 80% darstellen, Obdachlose nicht von sich weisen, sondern Beweggründe haben, die sie dazu bringen, ihnen zu helfen.


    Die in den Kommentaren geäußerten Beweggründe sind hauptsächlich Mit-leid und Anteilnahme gegenüber der Situation, in denen Obdachlose leben müssen, Pflichtgefühle aufgrund der Religion, der Nation und des Gewissens sowie Respekt, da man entweder in einer ähnlichen Situation war oder sich auf die Menschlichkeit beruft. Außerdem zeigen viele Kommentare einen Appell-charakter, indem z. B. geschrieben wird, dass es jeden treffen kann, weshalb man Obdachlose respektieren und helfen sollte, und einige Nutzer interessieren sich für den Grund, der zur Obdachlosigkeit führte.

    Die Art und Weise, wie die Nutzer behaupten, den Obdachlosen zu helfen, ist fast immer das Geben von Geld. Nur in den seltensten Fällen wird laut den

    24 Reaction to homeless people

    11

    Angaben den Obdachlosen Essen gekauft oder Kleidung zur Verfügung ge-stellt.

    Die 20% die sich gegen das Helfen von Obdachlosen aussprechen, begründen ihr Verhalten damit, dass es genügend andere Hilfsangebote, wie z. B. Suppenküchen, Obdachlosenheime etc., gibt, weshalb sie nicht verstehen, dass Obdachlose noch auf deren Hilfe angewiesen sind. Sie zeigen z. T. auch ein schlechtes Gewissen, schüren jedoch hauptsächlich Zweifel an dem Hilfe-bedürfnis Obdachloser.

    Desweiteren zeigen die Kommentare, dass selbst bei denjenigen, die Obdach-losen helfen, Stereotypen als richtig empfunden werden. Insbesondere das Vorurteil der Alkohol- und Drogenabhängigkeit wird auffallend häufig geäußert. Nutzer meinen dazu: „Ich bin sehr skeptisch über den Grund, weshalb sie betteln; meine Vermutung ist, dass sie drogen- und alkoholabhängig sind“, „wenn ich den Personen Geld und Hoffnung gebe, werden sie Drogen und Likör kaufen“ und „einige Menschen sind obdachlos, weil sie lieber das Geld für Drogen ausgeben“.

    Auch der Stereotyp, dass Obdachlose sich diese Lebens-weise ausgesucht hätten, wird des Öfteren angemerkt. In den Kommentaren heißt es: „Kein Zweifel, es gibt Obdachlose in der Welt, die haben sich diesen Lebensstil ausgesucht“ und „manchmal wollen sie keine Hilfe“. 25

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