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Aufsatz
Deutsch

KLA Bremerhaven

2014

Mario T. ©
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ID# 41349







Projektarbeit 2014 Auswirkungen von neuen Medien auf die deutsche Sprache

Abschnitt 3 – Wie wirken sich neue Medien auf Rechtschreibung und Wortschatz von Kindern und Jugendlichen aus?

Anhand unserer Umfrage konnten wir nun feststellen in welchem Umfang Kinder und Jugendliche Medien nutzen. Fast alle Befragten besaßen ein Smartphone oder ähnliche Geräte und waren im Durchschnitt in mehr als 3 sozialen Netzwerken angemeldet.
Mit Bezug auf diese Zahlen, befragten wir nun Pädagogen verschiedener Oberstufen und Sekundarstufen 1, wie sie diesen Sachverhalt einschätzen und ob sie Veränderungen in der Rechtschreibkompetenz von Schülern, seit dem Medienboom der letzten Jahre feststellen konnten.

Von 18 befragten Lehrkräften waren 17 der Meinung, dass bei den Schülern eine Verschlechterung bemerkbar sei und diese sich vor allen in den Bereichen Rechtschreibung, Ausdruck und Schriftbild äußert. Von den 18 befragten Lehrkräften, unterrichteten 8 an Gymnasialen Oberstufen, 9 an der Stufe 1 der Sekundarschulen sowie eine Lehrkraft die beide Zweige unterrichtete.

Insgesamt bemerkten 8 Lehrkräfte Veränderungen in der Rechtschreibung, 7 im Ausdruck, 4 im Schriftbild sowie jeweils eine Lehrkraft eine Häufung von Anglizismen und sonstigen Ausdrücken (mehrfach ankreuzen war erlaubt).
Wir fragten uns, ob nur wir, aufgrund der tendenziell schlechteren Bildungssparte in Bremen, solche Ergebnisse machten und suchten nach Studien die unsere Ergebnisse stützten.

Aufmerksam wurden wir dann auf eine Studie des Germanistik-Professor Wolfgang Steinig. Er hatte jeweils 1972, 2002 sowie 2012 Kindern der 4. Klasse den gleichen Film vorspielen lassen. Im Anschluss sollten die Kinder in einer Schulstunde etwas ohne Vorgabe zu dem Film schreiben.1
Steinig verglich die Aufsätze und ermittelte Mittelwerte für die Fehlerquote. So hatten 1972 die Kinder im Durchschnitt 6,94 Fehler pro 100 Wörter gemacht. 2002 waren es schon 12,26 und in 2012 waren es schon 16,89 Fehler je 100 Wörter.2 Zwar gilt seine Studie als wenig repräsentativ, da er erstens nie selber ein Klassenzimmer betrat und somit auch die Vorgabenfreiheit in den Aufsätzen nicht zweifelsfrei belegen konnte und zweitens die Aufgabe nur Schülern einer Schule in Nordrhein-Westfalen bearbeiten ließ.3 Markant sind seine Ergebnisse trotzdem und sie liefern einen Beleg für die Beobachtungen die die Pädagogen in unserer Umfrage deuteten.

Die Tendenz ist eindeutig: heute machen Schüler wesentlich mehr Fehler als vor mehr als 40 Jahren.

Bis zu diesem Punkt haben wir also festgestellt dass sich in der Jugendkultur ein prekärer Wandel vollzieht. Schüler nutzen Medien wie selbstverständlich, Jugendwörter gehören zum Alltag und erweitern in gewisser Weise ihren Wortschatz. Andererseits stoßen sie gewisse Ausdrücke die vielleicht ihre etwas älteren Geschwister nutzten wieder ab. So kannte aus unserer befragten Schülergruppe, keiner mehr das Jugendwort des Jahres 2008: „Gammelfleischparty“ was so viel wie Ü30-Party bedeutet.

Das Jugendwort des Jahres wird erst seit 2008 vom Langenscheidt Verlag gewählt. Jedes Jahr erscheint ein neues „Jugendwörterbuch“.4
Man könnte meinen, dass die Nutzung von Jugendwörtern ja den „Sinn“ der deutschen Sprache verfehlt, also den Sinn „deutsch zu sprechen“. Vielen Bürgern kommt es vor als wenn „ihr“ Deutsch verkommt.
5 Und selbst unsere Ergebnisse liefern ja in gewisser Hinsicht einen Beleg dafür, dass Kinder und Jugendliche nicht mehr dazu in der Lage sind, ein fehlerfreies Deutsch zu beherrschen.

Die Diskussion um diesen Umstand, nämlich ob es sich um einen Sprachverfall oder einen Sprachwandel handelt, ist mindestens genauso alt, wie die Linguistik selbst.
Allerdings gibt es eine klare Veränderung. Sprachwissenschaftler sind der Ansicht dass diese Veränderungen zur Sprache gehören, wie gesprochene Worte selbst. Aus einem Gespräch mit Hr. Pierce ging uns die Erkenntnis hervor, dass verschiedene „aktuelle Themen“ und Fachbereiche in den letzten Jahrhunderten prägend für alle Sprachen gewesen sein müssen und somit auch zu einer ähnlichen Veränderung geführt haben muss, wie wir sie erkannt haben.

So nannte er als Beispiel die Medizin. Lateinsprachige Wissenschaftler hatten auf diesem Themengebiet damals die ersten markanten Fortschritte gemacht und deshalb haben andere Sprachen haben diese „Erkenntnisse“ in Form von neuen Wörtern übernommen. Deshalb sagt man heute zum Oberarmmuskel auch „Bizeps“. Ebenso sei es mit der Soziologie und der Pädagogik gewesen, hier hatten deutsche Wissenschaftler prägende Erkenntnisse gewonnen.

In der heutigen Zeit ist bzw. sind die voranschreitende Technisierung und damit auch unsere neuen Medien ein „aktuelles Thema“. Führend auf diesem Themengebiet sind englische bzw. englischsprachige Wissenschaftler und Ingenieure (Zum Teil auch aus Asien). Je mehr wir uns mit diesem Themengebiet befassen, desto mehr müssen wir uns neuen Erkenntnissen stellen, für die uns die Wörter fehlen.

Sprache als lebendiges und offenes System entwickelt sich, seit dem sie existiert. „Literaturpapst“ Hellmuth Karasek äußerte sich in der N24 Talkrunde „Was erlauben Strunz!?“ auch zu diesem Punkt und sagte:"Sprache drückt immer etwas aus, was Wirklichkeit ist. So wie es im 19. Jahrhundert schick war, für den Bahnsteig Perron zu sagen, für das Abteil Coupé und für den Bürgersteig Trottoir, so wollen Leute immer zu einem Leitmedium Zugang haben.

So werde dokumentiert, man sei "etwas Besseres". Jugendliche wollten beispielsweise mit der Verwendung englischer Begriffe beweisen, dass "sie besser in der Zeit drin" seien. Durch das Verständnis dieser Worte erlange man auch "eine Zugehörigkeit zu einem Zeittrend". Und wenn der Zeittrend vorüber sei, würden alle Begriffe von der Sprache "ohne Mühe" wieder ausgeschieden“ [Quelle:
Diese Aussage stützt unsere gesamte Erkenntnis über den Sprachwandel als natürliche Entwicklung der Sprache.
Trotzdem nehmen Medien einen Einfluss auf den Wortschatz von Jugendlichen.

Doch wie sieht es mit der Rechtschreibung aus? Diesem Konstrukt ist die deutsche Linguistin Christa Dürscheid auf den Grund gegangen. Sie untersuchte Texte von verschiedenen Schülern, aus verschiedenen Regionen und Sozialschichten, nach Einflüssen aus dem Jugendjargon. Dabei verglich sie zusammen mit ihrem Team über 1100 Texte der Schüler mit Textquellen, die die Selben Schüler in ihrer Freizeit verfassten.

Das Ergebnis war für sie eindeutig: nirgends hatte die Jugendsprache einen nennenswerten Einfluss auf die im Unterricht verfassten Texte der Schüler. 10
Schüler sind also dazu in der Lage zwischen „Slang“ und „echtem“ Deutsch zu unterscheiden und wissen wann und wo sie ihre Jugendsprache am besten verwenden.
Allerdings gibt es zu Haufe Studien, die belegen dass heute im Allgemeinen weniger aus literarischen Werken gelesen und entnommen wird und wesentlich mehr überflogen wird.


Fazit:

Im Zuge unserer Ergebnisse sind wir zu der Erkenntnis gekommen, dass das Phänomen von Auswirkungen von Zeittrends nicht erst seit ein paar Jahren prägend für die Sprache ist. Vielmehr geht dieses Phänomen bis in die Historie zurück.
Durch unsere Befragungen ist uns klar geworden wie massiv Jugendliche von den Medien eingespannt sind und wie selbstverständlich sie mit ihnen umgehen.

Sich mit der Technik auszukennen ist längst nichts mehr was nur „Freaks“ können. Dass unsere Befragungen auch überregional Belege fanden, zeigte uns dass wir das Thema aus der richtigen, neutralen Sichtweise angegangen sind. Der Diskussion um Sprachwandel oder Sprachverfall bleibt unsererseits eigentlich nur hinzuzufügen, dass die historischen Belege in diesem Fall eine klare Sprache sprechen: Sprachentwicklung ist ein Phänomen dass so alt ist wie die Sprache selbst und unsere Sprache war noch nie rein.

Christa Dürscheid bewies sehr repräsentativ dass Jugendliche trotz Mediennutzung sehr wohl noch in der Lage sind, richtig Deutsch zu sprechen. Wenn auch in Sachen Rechtschreibung etwas schlechter als vor 40 Jahren. Bleibt zu fragen: sehen wir die neuen Medien nun als Fluch oder Segen? Wir sagen: beides! Eine Verschlechterung der Rechtschreibkompetenz ist indirekt in einen Zusammenhang zu bringen mit den neuen Medien, allerdings entwickelt sich Sprache immer durch etwas, was gerade im Trend liegt.

Und das ist auch gut so, denn würde sich Sprache nicht entwickeln, würde sie ja aussterben und wer will das schon?


Reflexion von

In der vergangenen Projektprüfung habe ich mich zum ersten Mal so gut mit einem Thema anfreunden können, wie in keiner Projektwoche zuvor. Frau Sauer als junge Deutschlehrerin war die optimale Betreuerin für unser Projekt, die uns auch klar machte dass wir uns nicht „übernehmen“ sollten und uns lieber auf einen Bereich spezialisieren sollten. Die Wahl fiel dann auf den Bereich in dem wir uns als junge Erwachsene natürlich bestens auskannten: Jugendsprache und Rechtschreibkompetenz waren sehr gut zu fassen und Informationen gab es zu genüge.

Lukas der aufgrund seiner Schulterverletzung mir und Jan-Hendrik einen großen Themenbereich und viel organisatorische Arbeit aufbrummte hat meiner Meinung nach echt gefehlt. Allerdings haben auch Jan-Hendrik und ich uns sehr gut ergänzt. Die Powerpoint-Präsentation ist zum größten Teil sein Werk, die ganzen Diagramme und farblichen Gestaltungen hätte ich so nicht aufbauen können.

Im Gegenzug gab es von mir sehr viel inhaltliches Input. Insgesamt bin ich mit unserer Gruppenleistung sehr zufrieden. Wir wussten von Anfang an klar was wir wollten und wie es auszusehen hatte, dies hatte mir bei den letzten Projektwochen gefehlt. Auch hat mir die Offenheit, sowohl von Seiten der Lehrkräfte als auch von den Schülern, gegenüber unserem Thema der beiden Schulen an denen wir Schüler befragten gefallen.

1: Vgl. siehe

2: Vgl. ebd.

3: Vgl. ebd.

4: Vgl.

5: Vgl.

6: Vgl.

7: Vgl.

8: Vgl. ebd.

9. Vgl.

10 Vgl.



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