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Endarbeit
Philosophie

Karl-Franzens-Universität Graz - KFU

2015, Barbara Reiter, 3

Ulrike L. ©
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ID# 46283







Universität Graz


Institut für Philosophie


SE Glück. Interdisziplinäre Zugänge


SE LeiterInnen: Barbara Reiter, Christian Hiebaum


Die Rolle der Gerechtigkeit im Erreichen des Glücks bei J. S. Mill und J. Rawls:
Ein Vergleich.


März, 2015

Inhaltsverzeichnis



Einleitung

In meiner Seminararbeit möchte ich mich mit der Gerechtigkeit beschäftigen, wesentlich weil ich die Gerechtigkeit sehr wichtig und interessant finde und weil es ein der zentralen Themen der Philosophie bzw. der politischen Philosophie schon seit der Antike ist. Ich möchte ihre Auswirkungen auf das Glück beobachten, im Rahmen der Werken von John Stuart Mill (1806 - 1873) und etwas jüngeren John Rawls (1921-2002).

Die Seminararbeit ist in drei Teile gegliedert. Der erste Teil ist Mill gewidmet und enthaltet seine Ansichten über die Gerechtigkeit und das Glück. Im zweiten Teil wird das gleiche beschrieben, nur aus der Sicht von Rawls. Im dritten Teil befindet sich der Vergleich der beiden Theorien.

Mein Plan ist die Schwerpünkte beiden Theorien vorzustellen, vergleichen und kritisieren.


  1. John Stuart Mill

John Stuart Mill wurde in Pentonville in 1806 geboren. Er war ein englischer Philosoph, Ökonom und einer der einflussreichsten liberalen Denker des 19. Jahrhunderts. Er war ein Schüler von Jeremy Bentham und demzufolge auch Utilitarist. Er starb in Avignon in 1873.


    1. Die Auffassung der Gerechtigkeit bei J.S. Mill

Die Gerechtigkeit ist bei Mill innerhalb der Utilitarismus aufgefasst. Utilitarismus ist die Ethik der Konsequenzen. Das bedeutet es werden die Folgen der Handlungen beurteilt. Der Grundsatz des Utilitarismus ist es, dass alles was das Glück maximiert und das Leid minimiert, gerecht ist.

Nachdem Bentham eine Ausrechnung des Glücks anbot, fürchtete Mill, dass die Menschen dadurch falschweise das Spielerei für wichtiger hielten als die Kultur. Deshalb musste er den Utilitarismus umschreiben. Er wollte nicht mehr nur das Glück maximieren lassen, sondern auch erreichen, dass die Menschen hochwertigen Wünschen hätten. Er meint dabei, dass nur die kompetente Menschen wissen können, wie diese Qualität zu erkennen ist.

Mill meint, dass unser Ziel immer unser maximiertes Glück ist. Damit wir uns nicht die unerreichbare Ziele setzten, meint Mill, dass jeder „müssen“ einen „sollenn“ impliziert, also aus „ich muss glücklich sein“ wird „ich soll glücklich sein“. Ein „sollen“ impliziert laut Mill ein „können“. Das sichert einem rationalen Menschen nur diesen Wünschen zu folgen, die auch realisierbar sind.

Demzufolge ist die Maximierung des Glücks auch moralisches Ziel. Aber man muss aufpassen: Das Ziel ist kein sinnlicher Genuss, sondern derjenige, der kommt aus der Erfüllung eines Wunsches, einer Präferenz. Mill meinte, dass es um die Qualität, wie schon geschrieben, und nicht um die Menge des Genusses geht – es ist besser Wordsworth zu lesen, als Bier zu trinken.

Er wiederholt ständig – besser ein unglücklicher Sokrates, als glückliches Schwein. Er meint sogar, dass es besser ist, Wünsche mindestens teilweise unerfüllt zu haben, damit ist Genuss größer, als wenn jemand immer froh und glücklich ist.

Laut Mill werden die Menschen ständig an der Suche der kollektiven Regeln, die unsere Lebenssituation maximal glücklich machen können. Z.B. um ein gutes Leben zu haben, braucht jeder von uns eine bestimmte Menge des Gutes. Jeder will eine maximale Menge von diesen Gütern, weil sie gering sind. Da aber nicht jeder die maximale Menge braucht, sondern eher eine befriedigende, haben die Menschen Verteilungsregeln erfunden.

Sie ermöglichen eine genügende Menge der Gütern, damit viele Menschen gut leben können. Um alles zu verteidigen, haben wir auch alle Institutionen erfunden. Obwohl Mill liberale war, verstand er, dass die Menschen das brauchen, obwohl hier utilitaristischer Prinzip ausfällt. Die Menschen sind von sich aus nicht so gestaltet, zumindestens nicht in dieser Gesellschaft, dass sie ein gemeinsames Glück suchten.

Das muss in denen Köpfe implementiert werden.

Es ist trotzdem richtig, im Sinne von moral. Das ist so, weil Mill weder Regelutilitarianes noch Aktutilitarianer ist. Akt- oder Handlungsutilitarismus unterliegt jede einzelne Handlung dem Glückskalkül und Regelutilitarismus beurteilt, welche Folgen die allgemeine Ausführung von bestimmten Handlungen in ähnlichen Situationen haben würde. Trotzdem ist Regelutilitarismus nicht mit dem kategorischen Imperativ zu verwechseln.


    1. Mills politische Philosophie

Anders als bei vielen anderen Formen von Liberalismus, ist bei Mill die Regierung nicht anhand der Naturrechten oder Gesellschaftsvertrags beurteilt, sondern anhand der Nützlichkeit im weiten Sinne, basierend an den Interessen des Menschen als progressives Lebewesen. Es wird also anhand davon beurteilt, wie gut eine Regierung, ein System, ihren Mitgliedern ermöglicht, ihre Potenziale auszuüben, die höchste mögliche Form des Glücks zu erreichen.

Damit werden nicht nur einzelne Menschen, sondern die ganze Gesellschaft besser, glücklicher leben.

Wegen der Selbstentwicklung im Zentrum ist Mill der Meinung, dass die Freiheit fundamentales Menschenrecht ist. Die Freiheit, die mit der Freiheit des anderen endet. Durch die Freiheit ist es den Menschen ermöglicht, sich selbst innerhalb der Gesellschaft zu entwickeln und dadurch die Gesellschaft zu verbessern, utilitaristisch gesagt, durch glückliche Menschen Glück generell zu maximieren.

Die Menschen wurden das von sich selbst nicht tun, den die Menschen sind von sich aus egoistische Wesen.


      1. Unparteiischer Beobachter“

Mill meint, dass es die einzige Lösung für die Frage der etischen Stellung der Menschen ist, im sozialen Leben als „unparteiische Beobachter“ zu verhalten. Die Menschen müssen einsehen, dass es für deren Glück am besten ist, nach gemeinsames Glück zu streben. Die Menschen sollten sich bewusst machen, wie schlecht und vernichtend der Egoismus ist und gemeinnützlich agieren, um eigenen Interessen zu erreichen.

Das Ideal ist so angepasst, weil die Menschen durch das Streben nach gemeinsamen Interessen, auch eigene Interessen verwirklichen, und das Glück wird maximiert. Um dieses Ideal zu erreichen, ist es notwendig, das Schulsystem als Instrument der Implantation des Utilitarismus in Köpfe zu nutzen. Somit werden die Menschen selber eigene Interessen nach Interessen der Gesellschaft setzten.


  1. John Rawls

John Rawls, amerikanischer politischer Philosoph und Ethiker, wurde 1921 in Baltimore geboren. Er ist vor allem nach seinem politischen Liberalismus bekannt, der auf Gerechtigkeit und Freiheit angeknüpft wurde. Er war Harvard-Kollegge von Nozick, aber beine Konzeptionen des gerechten Staates unterscheiden sich. Rawl`sche Konzeption der Gerechtigkeit bedeutete damals eine Wende in politischer Philosophie, die bis dahin mit utilitaristischen Konzeptionen geprägt war.

Er starb in Lexington in 2002.


    1. Gerechtigkeit wird als Fairness angesehen

Die Gerechtigkeitstheorie von John Rawls ist eine der Vertragstheorien. Um das kurz zu erklären – „als Vertragstheorien werden jene moral-, sozial- und politikphilosophischen Konzeptionen, die die moralischen Prinzipien menschlichen Handelns, die rationale Grundlage der institutionellen gesellschaftlichen Ordnung und die Legitimationsbedingungen politischer Herrschaft in einem wohldefinierten Ausgangszustand geschlossenen Vertrag erblicken und damit die allgemeine Zustimmungsfähigkeit zum fundamentalen normativen Gültigkeitskriterium erklären.“1 Was Rawls in seiner Konzeption der Gerechtigkeitstheorie vorschlägt, ist eine Gesellschaft als ein kooperatives, allseits nützliches System.

Um Konflikte zu regulieren, damit es zu keinen Zusammenbruchen der Gesellschaft kommt, müssen konfliktregulierende Normen und Verfahren etabliert werden.2

Aufgabe Rawls´ Gerechtigkeitstheorie ist es, die Verteilungsprinzipien zu formulieren, die eine gerechte Verteilung ermöglichen. Dabei muss er diese Verteilungsprinzipien rechtfertigen, er muss es deutlich machen, warum genau die Prinzipien seiner Gerechtigkeitstheorie „gerecht“ sind. Das bringt uns zum weiteren sehr wichtigen Teil innerhalb Rawls´schen Teorie.


      1. Schleier des Nichtswissens

Die Gerechtigkeitstheorie erzeugt laut Rawls nicht irgendeiner geordneter Gesellschaft, sondern er meint, dass „die ihr innenwohnende Sozialutopie die „wohlgeordnete Gesellschaft“ ist“3 Damit meint er eine Gesellschaft, wo alle Mitglieder von einer gemeinsamen Gerechtigkeitsvorstellung ausgehen und alle Institutionen und Gesetze daran anpassen.

Rawls meint, dass die Mitglieder der Gesellschaft eine solche Gesellschaft aussuchen würden, wo folgende Grundsätze herrschen:

  1. Gleichwertig und so viel wie möglich der Freiheit (politischen, intelektuellen, religiösen), für jeden, im Klang mit der Freiheit der anderen.

  2. Gleichwertige verteilung des Reichtums und der Macht, außer wo die Ungleichheiten für alle vorteilshaft wären.4

Daher ist die einzige Gesellschaft, die Möglichkeiten hat, gerecht zu werden, liberale Gesellschaft, die ein Teil des Reichtums und Einkommens an die ärmste Mitglieder der Gesellschaft verteilt.


      1. Gerechtigkeit als Fairness

Rawls meint, dass jede Gesellschaft, die im Klang mit seiner Theorie entsteht, ein öffentliches Schulsystem, gleiche ökonomische Chancen und soziale Sicherheit sichern muss. Sie muss auch niedrigste Lebensstandard bestimmen, d.h. eine Grenze ziehen, unter welcher die Mitglieder nie leben müssen. Unter „Gerechtigkeit als Fairness“ bestimmt Rawls nicht nur die Verteilungsregeln – Sicherheit, dass alle Menschen ein bestimmtes Teil des Gemeinguten bekommen werden, sondern bestimmt er auch viele Grenzen, um die Freiheit aller Mitglieder zu schützen.


  1. Der Vergleich

In diesem Kapitel möchte ich die Unterschiede und Gemeinsamkeiten bezüglich das Thema von Mill und Rawls aussetzen und vergleichen.

Sie werden in drei Punkten, bzw. Fragestellungen verglichen:

  1. Ist es gut, jemanden für gemeinsames Glück zu opfern?

  2. Welcher Aktionsprogramm ist der Richtige?

  3. Die Rolle des Staates.


    1. Ist es richtig, jemanden für gemeinsames Glück zu opfern?

Die Frage scheint etwas gewaltsam zu sein, aber es ist eine der Kritikpunkten des Utilitarismus als solches. Mill, der für das Ziel seiner politischer Philosophie ein maximales Glück für die Mehrheit haltet, würde streng genommen akzeptieren, dass die Rechte des Einzelnen, oder sogar die Menschen geopfert sind, wenn dass höchste Gut für die größte Menge der Menschen dadurch erreicht würde.

Ein System, wo ein Mensch für die Gesellschaft geopfert sein könnte, würde Rawls nie akzeptieren. Es steht im Missklang mit dem gesamten Konzept seiner Theorie, wo es jedem Menschen mindestens die grundlegende Gütern gesichert sein sollten. Es widerspricht auch dem Konzept des Schleiers des Nichtswissens, den jeden Moment du derjenige sein könntest, der geopfert wird, wenn der Schleier aufgehoben wird.

Und wegen Ungleichheiten und wirklich schlimmes Auskommens für einen oder für eine Gruppe der einzelnen Personen, der zustande kommen kann, haltet Rawls die utilitaristische Ethik für ungerecht.


    1. Welcher Aktionsprogramm ist der richtige?

Jede Regierung führt die Regeln und Gesetze durch Aktionsprogramme ein. Ich möchte anhand eines Beispiels zeigen, wie Mill und Rawls auf zur Auswahl gestellte reagieren würden und welchen warum dann auch auswählen würden.

Option A: Gruppe 1 bekommt 10 Einheiten, Gruppe 2 bekommt 150 Einheiten.
Option B: Gruppe 1 bekommt 15 Einheiten, Gruppe 2 bekommt 25 Einheiten.
Option C: Gruppe 1 bekommt 60 Einheiten, Gruppe 2 bekommt 35 Einheiten.

Mill würde als Utilitarist Option A wählen, denn es sichert maximale Vorteile und somit den größten Anteil an das Glück.

Rawls, im Gegenteil, würde die Option C wählen, weil sie die einzige Option ist, die für die Gruppe, die den kleinsten Teil der Einheiten bekommt, die meisten Vorteilseinheiten sichert. Also, es bietet der Gruppe, die weniger glücklich wird am meisten Glück. Rawls sagt nämlich, dass der Schleier des Nichtswissens zwei Prinzipien erzeugt, einen der Freiheit in verschiedenen Bereichen sichert und einen, der ökonomische Gleichheit sichert.


    1. Die Rolle des Subjekts in der Gesellschaft

Der letzte Punkt, wo ich Mill und Rawls vergleichen möchte, bezieht sich auf die Position, die ein Mensch, ein Subjekt in der Gesellschaft hat. Wo wird Mensch positioniert? Die Stellungen sind im Kontrast. Für Mill kommt zuerst die Gesellschaft und danach das Subjekt und für Rawls ist es umgekehrt. Er meint, dass der Staat dem Subjekt dienen soll.

Für Mill, sind die Menschen die unparteiische Beobachter, die zwar eigenen Interessen erkennen, aber sie ignorieren, um für die Gesellschaft zu wirken. Rawls glaubt, dass sie nicht unparteiische, sondern unpersönliche Beobachter sind, wessen durch das Schulsystem das Gehirn gewaschen wurde, oder sind sie perfekte Altruisten. Im Unterschied zu Schleier des Nichtswissens, wo die Gerechtigkeit an die Menschen angepasst wird, erkennen sie eigene Gewinne, aber sie ignorieren für das Gute der Gesellschaft, weil es nur das gerecht ist, was einer Menge das Glück bringt.


Fazit

Die Theorie von Mill, sehe ich als viel sachlicher und weniger menschlich als die Theorie von Rawls. Das einzige Glück, das für Mill wichtig ist, ist das gemeinsame Glück und durch seine Theorie der Gerechtigkeit versucht er ein System aufzubauen, der als gerechte nur das beschreibt, was der Mehrheit behagt. Seine Ethik ist viel mehr zielorientierter, wobei die Rawls´sche als etwas deontologischer beschrieben sein könnte. Für Rawls ist es nämlich wichtiger eine gute Gesellschaft für glückliche Menschen aufzubauen. Er versucht der Aufbau der gerechten Gesellschaft durch den Schleier des Nichtswissens zu beschreiben.

Er meint, dass die Menschen mit einem Mythos des Schleiers des Nichtswissens daran kommen, was für alle gerecht ist und wie alle Mitglieder der Gesellschaft zumindest ein Basis-Glück haben können, im Unterschied zu Mill, wo sie (streng genommen) auch sterben können, wenn sie kein Nutzen für die Gesellschaft beinhalten.


  • Rawls, John. A Theory of Justice. Harvard University Press. Cambridge. 1971.

    Sekundärliteratur:

    • Palmer, Donald. Ali središče drži?. DZS. Ljubljana. 2007.

    • Kersting, Wolfgang. John Rawls zur Einführung. Junius. Hamburg. 1993.

    • Kukathas, Chandran und Pettit, Philip. Rawls. A Theory of Justice and ist Critics. Polity Press. Oxford. 1990.

    • Ruffing, Reiner. Philosophie. Wilhelm Fink Verlag. Paderborn. 2006.

    Internet-Quellen:

    • John Stuart Mill. Utilitarianism: (Stand: 20. 2. 2015)

    • Wilson, Fred, "John Stuart Mill",
      The Stanford Encyclopedia of Philosophy
      (Spring 2014 Edition), Edward N. Zalta (ed.): (Stand: 15. 2. 2015)

    • Wenar, Leif, "John Rawls",
      The Stanford Encyclopedia of Philosophy
      (Winter 2013 Edition), Edward N. Zalta (ed.): (Stand: 20. 2 . 2015)


  • 1 Kersting, Wolfgang. John Rawls zur Einführung. Junius. Hamburg. 1993. S. 25

    2 Kersing. a.a.O. S. 28

    3 Kersting. a.a.O. S 28

    4 Palmer, Donald. Does the Center Hold?. DZS. Ljubljana. 2007. S.429

    5 Palmer. a.a.O. S. 430


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