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Fachbereichsarbeit
Deutsch

Université de Lomé

2015, Prof Glitho, 14

Lukas G. ©
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Deutsche Literatur des 19. Und 20. Jahrhunderts: Weimarer Republik


Erzählprosa der Weimarer Republik


Einleitung

Die Literatur der Weimarer Republik wie alle Epochen der deutschen Literatur setzt sich mit den drei Gattungen auseinander: Lyrik, Drama und Epik. Die Erzählprosa der Weimarer Republik, die eine Art von Epik ist, umfasst die in dieser Epochen erschienen Formen von Romanen.

Die Autoren beschäftigen sich in diesen Romanen mit dem Alltag der Menschen. Die Romanproduktion dieser Epoche und deren Merkmale liegen unserem Vortrag zugrunde.

  1. Definition und historischer Hintergrund

Der Begriff „Erzählprosa“ besteht aus „erzählen“ und „Prosa“ und ist eine Form von Epik1. Die Prosa bezeichnet eine Schreib- und Redeweise, die nicht durch formale Mittel an Verse gebunden ist. „Prosa“ stammt aus lateinischen „Prorsaoratio“, das heißt, Rede, die etwas geradewegs sagt.

In der Literatur zeichnet sich die künstlerische Prosa oder literarische Prosa aus durch eine bewusste poetische Gestaltung im sprachlichen Ausdruck. Ihr Spektrum reicht von dem großen Formen wie dem Roman bis zu Kurzprosa wie Novelle, Fabel, Erzählung, Kurzgeschichte usw.

Zugleich dient die Prosa als Medium der gesamten wissenschaftlichen Literatur. Die wissenschaftliche Prosa zum Beispiel in Philosophie kann sich mit der literarischen Prosa überschneiden. Durch die Bibel-Übersetzung aus dem Leiteinischen entwickelte sich im Mittelalter im deutschsprachigen Raum eine literarische Prosa.

Seitdem Barock beansprucht die Prosa im deutschen Sprachraum eine dominante Stellung in der Epik. Ab dem 19. Jahrhundert vermehrt der Prosaform an und wird schließlich zur vorherrschenden Sprachform. Aber in 20. Jahrhundert gab es eine Vielzahl bedeutender Autoren auf dem Gebiet der kulturkritischen, historischen, politischen, philosophischen und naturwissenschaftlichen Prosa.

Die Prosa schien den Autoren der Neue Sachlichkeit als angemessenste Gattung, um ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Die dabei am häufigsten verwendeten literarischen Formen waren Dokumentationen, Reportagen, Sachberichte und Romane.

  1. Merkmale der Erzählprosa in der Weimarer Republik

2.1- Krise des Romans.

In den zwanziger Jahren entwickelte sich eine Debatte über die „Krise des Romans“, an der sich unter anderen Alfred Döblin, Walter Benjamin, Thomas Mann und Robert Musil beteiligten (vgl. die Dokumente in Lämmert 1975, 137-182 und Kaes 1983, 376-395, z.n. Gregor Streim).

Dabei wurde nicht der Roman an sich sondern nur ein bestimmter Typus in Frage gestellt. Die Vorstellung einer einheitlichen und objektivierbaren Erfassung der Welt war durch die technischen, sozialen und wissenschaftlichen Revolutionen im 20.Jahrhundert nachhaltig erschüttert worden.

Dadurch sprach man vom Aufkommen neuer Erzählweisen in Film, Reportage und epischem Theater (vgl. Scheunemann 1978, 102-108; Petersen 1991, 50f., z. n. Gregor Streim). Thomas Mann verstand die Krise des Romans als Voraussetzung für dessen Weiterentwicklung. Der moderne Roman wurde nicht mehr im Sinne einer verbindlichen Gattungspoetik bestimmt.

2.2- Krise des Individuums

In der Weimar Republik wurde die Form des Romans von den Autoren wie Döblin, Musil und Broch revolutioniert. Sie entwickelten zunächst in ihren Romanen eine philosophische inspirierte Zeitdiagnostik. Diese diente insbesondere die Krise des Individuums, im Zeitalter der Rationalisierung und der Technisierung zu reflektieren.

Deshalb sollte die Individualität des Menschen durch den Entwurf eines neuen erweiterten Ich überwunden werden. Die Individualitätsverlust, die Identitätskrise wurden nicht nur in den modernen Romanen untersucht, sondern waren auch das Thema einer breiten und sehr erfolgreichen bürgerlichen Romanliteratur.

Beispielweise ist dafür Hermann Hesse, dessen Romane alle von Selbstverlust und Selbstfindung handeln. Dazu gehört auch Hans Carossa mit seinem 1931 erschienenen Roman Der Arzt Gion, der von diesen Identitätskrisen und dem Wunsch nach Heilung des menschlichen Daseins behandelt.

Um diese Krise der Zeit am Ich, zu beseitigen, begannen bürgerlichen Autoren an seelischen Phänomenen zu diagnostizieren. Sie bemühten sich ein kritisches und satirisches Bild der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse der Zeit zu zeichnen. Zu diesen zählt Heinrich Mann, dessen literarische Arbeit zur Entwicklung der Erzählprosa beigetragen hat.

Einige Werke nämlich Der Untertanen 1918, Mutter Marie 1927 und Die große Sache 1930 haben von dieser Krise behandelt. Dazu gehört auch Joseph Roth, dessen Werke dasselbe Thema hervorgehoben haben.

2.4-Unterhaltende Gegenwartsromane

Neben der traditionellen bürgerlichen Romanliteratur zählte man auch in den zwanziger Jahren ein breit gefächertes Spektrum unterhaltender Gegenwartliteratur. Das Ziel dieser Literatur ist die Trennung von Kunst und Unterhaltung überwindende Kultursphäre der Weimarer Republik zu repräsentieren.

Die realistischen Gegenwartsromane zeichneten dagegen ein kritisches Bild der Angestelltenexistenz und problematisierten dabei Modernisierungsphänomene wie Bürokratie, Rationalisierung und weibliche Berufstätigkeit. Hans Fallada mit seinem Erfolgsroman Kleiner Mann- was nun? Und Martin Kessel in Herrn Brechers Fiasko hatten denselben Blick auf die Probleme der Angestellten und Massenarbeitslosigkeit.

  1. Formen der Erzählprosa

3.1- Neue Kinderromane

Kinderliteratur war modernisiert, indem ihre Merkmale in den zwanziger Jahren eine zu packende Sprache, Tempo Aktualität und Ironie waren. Neue Kinderliteratur waren nicht mehr von pädagogisch geprägt, sondern primär unterhaltend. Beispiele für diese Romane sind: Kästners Pünktchen und Anton (1931) und Durians Kai aus der Kiste(1931).

3.2- Reportage und Reportage-Debatte

Die einfache und anschauliche Schreibweise, mit denen die Gegenwartsromane und die Frontromane ein breites Publikum anzusprechen vermochten, war auch ein Effekt der Annährung von Literatur und Journalismus in den zwanziger Jahren. Daneben bemerkte man auch Autobiographie und Reisebericht, damit wird Dokumentarroman verknüpft.

Beispiel dazu ist Döblins Die beiden Freundinnen und ihr Giftmord.

3.3- Proletarisch-revolutionäre Massenromane

Der reportageartige Erzählstil war an sich nicht einer bestimmten politischen Haltung verbunden. Ein Versuch zur Institutionalisierung dieser Literatur war der sogenannte Massenroman. Dieser entstand Ende der zwanziger Jahre im Zusammenhang mit der Arbeitskorrespondentenbewegung.

3.4- Historische Romane

Zu den auf dem Buchmarkt der Weimarer Republik besonders erfolgreichen Genres gehörte der historische Roman. Die Autoren stellten in ihren Romanen geschichtlicher Entwicklung dar. Sie setzen sich hierbei mit Geschichte und Fiktion. Beispielweise kann man Lion Feuchtwangers Historischer Roman- Roman von heute! erwähnen.

3.5- Historische Biographie

Historische Biographie wurde ein wichtiges Genre populärwissenschaftlicher Unterhaltungsliteratur. Diese Biographien wurden nicht von Fachgelehrten, sondern von Belletristen verfasst, die das Leben berühmter Persönlichkeiten auf romanhafte Weise erzählten. Stefan Zweigs Joseph Fouché und Marie Antoinette gelten als Beispiel der historischen Biographien.

3.6- Völkische Literatur

Zu völkischer Literatur zählen Bauern- Heimatromane, aber auch Geschichts- und Kriegsromane von Autoren wie Hans Friedrich Waggert und Otto Gmelin. Es handelt sich hierbei um eine weniger politisch als weltanschaulich geprägte Literatur.

Alfred Döblin

  • Meere, Berge und Giganten (1924): ein visionären Zukunftsroman, in dem der Epiker ganz hinter dem ausufernden, technischen, naturwissenschaftlichen und naturmystischen Stoff zurücktritt, den in vielfältigen Ausschnitten und Perspektiven präsentiert.

  • Berlin Alexanderplatz (1929), der sich als atmosphärisch dichte und scheinbar simultane Polyphonie unterschiedlicher Stimmen und Diskurse präsentiert.

Franz Kafka

  • Das Schloβ (1926), dessen Held K. sich inder labyrinthischen Welt des Schlosses verirrt wie der Leser in der Geschichte.

  • Der Prozeβ (1925).

Hermann Broch

  • Die Schlafwandler (1931/32)

  • Die Sachlichkeit (1932)

Thomas Mann

  • Der Zauberberg (1924)

Robert Musil

  • Mann ohne Eigenschaften (1930)

Schluss

Abschließend kann man sagen, dass die Erzählprosa durch ihre verschiedenen Formen und Themen die Weimarer Republik viel beeinflusst hat.Darüber hinaus hat sie dazu beigetragen, einige Probleme ihrer Gesellschaft hervorzuheben.





Literaturverzeichnis

  • Becker, Frank: Deutsch. Literaturgeschichte/ Epochen, Stuttgart, Ernst Klett Verlag, 2005.

  • Langenscheidt KG., Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 1993-1999.

  • Streim, Gregor: „Einführung in die Literatur der Weimarer Republik“ in: Gunter E. Grimm und Klaus-Michael Bogdal (Hrsg.), Einführungen.


  • , Darmstadt, WBG, 2009.

1Die Epik ist eine literarische Gattung, die jede Art von Erzählung in Versen oder Prosa umfasst



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