word image
Powerpoint Presentation

Epik Power­point Präsen­ta­tion: Erzähl­theo­rien und Struktur narra­tiver Texte

2.593 Words / ~41 slides sternsternsternsternstern_0.2 Author Antonia N. in Mar. 2018
Download
Genre/category

Powerpoint
Literature

University, School

University Bonn

Grade, Teacher, Year

2018

Author / Copyright
Antonia N. ©
Metadata
Price 7.40
Format: pdf
Size: 0.68 Mb
Without copy protection
Rating
sternsternsternsternstern_0.2
ID# 72541







Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Literaturhinweis:] Scheffel/Martinez: übernehmen Dreiteilung von Genette, aber  Folie 1
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: wie der Held in die Situation gekommen ist, in der er sich befindet Folie 2
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: zeitraffend: Erzähltempo wird schneller, Erzählzeit ist viel kürzer als das, was erzählt wird Folie 3
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: bezeichnet die Mittelbarkeit und die Perspektivierung  Folie 4
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Bewusstseinsstromtechnik: wurde von James Joyce in seinem Roman „Ulysses“ entwickelt – „stream Folie 5
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Wie gut es ist, daß ihr es schon getan habt!  Folie 6
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: eine Geschichte, die psychologische, gesellschaftliche und moralische Probleme darstellt  Folie 7
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Die Teilräume haben 3 Eigenschaften:  Folie 8
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Heterogen: ist nicht einheitlich; Bsp Folie 9
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Diegesis – die Erzählung, das Erzählen]: Erzählung erster Stufe  Folie 10
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Erlebte Rede: ähnlich wie die indirekte Rede, auch in der 3 Folie 11
Epik Powerpoint Präsentation: Erzähltheorien und Struktur narrativer: Jahre kamen und vergingen, und immer sah die Burg wie eine Ruine aus Folie 12
 Folie 13
 Folie 14
 Folie 15
 Folie 16
 Folie 17
 Folie 18
 Folie 19
 Folie 20
 Folie 21
 Folie 22
 Folie 23
 Folie 24
 Folie 25
 Folie 26
 Folie 27
 Folie 28
 Folie 29
 Folie 30

LITERATUR I


Einführung in die Epik

 

EPIK

    • es geht um erzählende Texte  

    • wird erkannt an einem Erzähler, der eine Geschichte erzählt – narrative Texte 

    • Urform der Epik: Epen der Antike (Ilias und Odyssee v. Homer, Aeneis von Vergil) – in gebundener Rede verfasst; moderne Epik ist zum Großteil in ungebundener Rede 

    • Franz K. Stanzel (Erzähltheorie in den 1970ern) spricht von „Mittelbarkeit“: wichtiges Merkmal epischer Texte 

    • Form: meist in Prosa, nicht in gebundener, sondern in ungebundener Rede 

     

    2 Dimensionen

    1. Literarisches vs. alltägliches Erzählen

    Alltägliches Erzählen: meist wird von realen Vorkommnissen erzählt

    Literarisches Erzählen: fiktive Handlungen werden erzählt

    2. Dichterischesvs. nicht dichterisches Erzählen

     

    Schema:

     

    real

    dichterisch

    fiktiv

    nicht dichterisch

     

    Kombinationen:

    Reales und nicht dichterisches Erzählen         = alltägliches Erzählen

    Fiktives und dichterisches Erzählen                 = literarisches Erzählen

    Reales und dichterisches Erzählen                 = z.B. Biografie, Autobiografie; sind am Rande der Literatur angesiedelt

    Fiktives und nicht dichterisches Erzählen         = Lüge

     

     

    Frühe Erzähldebatten

    •   

    Platon

    • wirft Literatur vor, dass sie nur Lüge/Täuschung sei 

    • will aus seinem idealen Staat den Dichter verbannt wissen 

    • Dichter ist nicht nur unnütz, sondern kann auch schädlich sein 

    Aristoteles

    • greift diesen Vorwurf auf, ergänzt ihn 

    • gibt zu, dass die Dichter lügen, aber sie lügen nur auf der Oberfläche 

    • in ihrem Inneren sei die Literatur wahr 

    •   

     

    KONTEXTMARKIERUNGEN

    • sind Fiktionalitätssignale 

    • machen deutlich, dass es sich um einen fiktionalen Text handelt 

    5 Bsp. für Kontextmarkierungen:

    • Titel/Untertitel 

    • Eingangsformel 

    • Textschlüsse 

    • Episches Präteritum: Begriff stammt von Käthe Hamburger: historisches (bezeichnet etwas, was wirklich stattgefunden hat – reale Vergangenheit) vs. episches Präteritum (bezeichnet eine fiktionale Gegenwärtigkeit) „Am Vormittag hatte sie den Baum zu putzen. Morgen war Weihnachten.“ – kann nur im Roman vorkommen 

    • selbstreflexive Passagen: bspw. Exkurse, Kommentare; selbstreflexive P. nehmen in besonders krisenreichen Momenten zu 

     

    grundlegende Unterscheidung für die Analyse von Erzähltexten:

    WIE oder WAS?

    • (Was: meint das Erzählte 

    • Wie: meint das Erzählen selbst) 

    •   

    • Wichtige Erkenntnis im 20. Jh.:– Boris Tomaševski 

    • (Russischer Formalismus in den 1910 u. 20er Jahren: Literaturwissenschaftler und Linguisten arbeiten zusammen; neu: es geht nicht so sehr um die Bedeutung des Textes – hermeneutischer Gehalt – sondern um die sprachliche Gestaltung, Struktur) 

    •   

    • Unterscheidung Fabel und Sujet eingeführt (Erzähltes und Erzählen) 

    • Todorov: übernimmt dieses Zweiteilung von Tomaševski, sprachliche Änderung: histoire (Was, Geschichte) und discours (Wie, Art der Präsentation) – meint ungefähr das Gleiche, aber Unterschiede 

    •   

    • Strukturalismus (ab 1950) 

    • Erzähltheoretiker: Gerard Genette (weitet 2er-Modell zu einem 3er-Modell aus: 

    • Histoire (Was, das Erzählte) – recit (Erzählung – Aufbau, Struktur) – narration (das Erzählen = der produzierende, narrative Akt) 

    •   

    • [Literaturhinweis:] Scheffel/Martinez: übernehmen Dreiteilung von Genette, aber 

    • Erzählte = Geschichte 

    • Erzählung + Erzählen: kann man zusammenfassen unter dem Begriff der „Darstellung“ – diese beiden Stränge werden von Scheffel u. Martinez zusammengefasst 

Download Epik Power­point Präsen­ta­tion: Erzähl­theo­rien und Struktur narra­tiver Texte
• Click on download for the complete and text
• This is a sharing plattform for papers
Upload your paper and receive this one for free
• Or you can buy simply this text

 

WIE (=Darstellung)

  • Bsp. auf HANDOUT: Raymond Queneau: Stilübungen 

  • A Zeit 

  • B Modus 

  • C Stimme 

 

A Zeit

  • meint das Verhältnis zw. der Zeit des Geschehens und der Zeit der Erzählung 

  • dieser Sachverhalt wird auch bei Thomas Mann (Zauberberg) thematisiert (siehe Ausschnitt am HANDOUT) 

  • Erzählte Zeit und Erzählzeit 

  • Erzählte Zeit: meint die Zeit der Geschichte des Erzählens 

  • Erzählzeit: meint die Zeit der Erzählung; Zeit, die der Erzähler braucht, um seine Geschichte zu erzählen 

  • Frage nach dem Verhältnis der Zeiten zueinander: 

  • 3 Kategorien der Zeit: 

  • 1. Ordnung 

  • 2. Dauer 

  • 3. Frequenz 

 

1. Ordnung

(In welcher Reihenfolge wird die Geschichte erzählt?)

  • a. Chronologie: 

  • Ablauf des Geschehens und Ablauf der Erzählung stimmen überein. Bsp. Queneau Stilübungen
     

  • b. Anachronie: 

  • Abläufe des Geschehens und Ablauf der Erzählung stimmen nicht überein.
     

  • Möglichkeiten: 

  • Analepse = Rückwendung (Erzähler steigt bei b ein und bringt später erst auf a - die Vorgeschichte)
    ist eigentlich aus jeder Erzählperspektive möglich. Bsp. Döblin Berlin Alexanderplatz am HANDOUT
     

  • Prolepse = Vorausdeutung (ein in der Zukunft liegendes Ereignis wird vorweggenommen)
    verlangt einen allwissenden, auktorialen Erzähler. Bsp. Homer Ilias
     

  • c. Achronie: 

  • ist dann der Fall, wenn sich keine zeitliche Abfolge feststellen lässt (z.B. bei experimentellen, surrealistischen Texten) 

  •   

Funktionen der zeitlichen Gestaltung:

  • Auflösende vs. aufbauende Rückwendung (bei Analepse) 

  • Auflösende Rückwendung: bspw. beim Krimi (steht am Ende einer Erzählung)
     

  • Aufbauende Rückwendung: befindet sich am Beginn einer Erzählung, erklärt z.B. wie der Held in die Situation gekommen ist, in der er sich befindet. Alfred Döblin Berlin Alexanderplatz ist ein Bsp. für eine aufbauende Rückwendung („Gestern noch hatte er Kartoffeln gehackt…“) 

  •   

 

  • Zukunftsgewisse vs. zukunftsungewisse Erzählung 

  • bei Prolepse: zukunftsungewisse Erzählung - Vorausdeutung kann nur ungewiss sein, wenn es keinen auktorialen Erzähler gibt; bei einem auktorialen Erzähler ist eine zukunftsgewisse Erzählung möglich 

  • Analytische vs. synthetische Erzählung 

  • Analytische E.: alles Wichtige ist schon vor der E. passiert, in der E. wird diese Vorgeschichte rekonstruiert. Bsp. Kleist Die Marquise von O. 

  • Synthetische E.: setzt ein mit einem wichtigen Ereignis, auf diesem baut die Geschichte auf. Bsp. Kafka Die Verwandlung 

<number>

<number>

 

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt. Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte.

Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.“

 

  • 2. Dauer  

  • 5 Möglichkeiten: 

  • zeitdeckend:Erzählzeit und erzählte Zeit stimmen überein; wirkliche Zeitdeckung ist nur im Theater möglich, aber auch im Roman bei längeren Passagen (Bsp. Fontane Grete Minde am HANDOUT) 

  • zeitdehnend:Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit (Bsp. Ilse Aichinger Spiegelgeschichte) 

  • zeitraffend:Erzähltempo wird schneller, Erzählzeit ist viel kürzer als das, was erzählt wird. Bsp. Stifter Der Hochwald: „Jahre kamen und vergingen…“ 

  • Zeitsprung: extreme Form der Zeitraffung; ein Zeitabschnitt wird übersprungen. Tolstoi Krieg und Frieden am HANDOUT 

  • Pause:das Geschehen steht still, aber die Erzählung geht weiter. Bsp. Robert Musil Der Mann ohne Eigenschaften, Laurence Sterne Tristram Shandy am HANDOUT 

 

Zeitdeckendes Erzählen: Theodor Fontane: „Grete Minde“

  • "Weißt du, Grete, wir haben ein Nest in unserm Garten, und ganz niedrig, und zwei Junge drin."
    "Das wäre! Wo denn? Ist es ein Fink oder eine Nachtigall?"
    "Ich sag es nicht. Du mußt es raten."  

[…]

»Wir sehen jetzt allem getrost entgegen«, sagte sie, indem sie wieder ihr Antlitz auf Johannens Schulter legte.

Der Ritter ging stille hinaus. Er sprach mit Gregor, Raimund und den Mägden, und nach einiger Zeit sah man ihn wieder über den grauen gefrornen Boden davon reiten.

Ein Notdach war gesetzt, Tore, Stiegen, Gemächer wieder eingerichtet, aber immer sah die Burg wie eine Ruine aus. Jahre kamen und vergingen, und immer sah die Burg wie eine Ruine aus. Alle Zeichen Ronalds trogen, und der Krieg, statt ein Ende zu nehmen, dauerte noch in die Jahre und Jahre, aber nie mehr erschien ein Feind vor Wittinghausen; ein Teil wußte, was sie für Ronald bedeutete, ein Teil kannte weder Ronald, noch die Feste.“

 

  • 3. Frequenz 

  • (Wie oft wird etwas erzählt?) 

  • singulative Erzählung: einmal wird erzählt, was geschehen ist  

  • repetitive Erzählung: es wird wiederholt erzählt, was sich einmal zugetragen hat (Bsp. Stilübungen von Queneau, Joseph Winkler: erzählt Selbstmord seiner Freunde immer wieder) 

  • iterative Erzählung: es wird einmal erzählt, was sich wiederholt zugetragen hat (Bsp. Honoré de Balzac „Eugénie Grandet“ am HANDOUT) 

 

B Modus

  • bezeichnet die Mittelbarkeit und die Perspektivierung 

  • die Mittelbarkeit basiert auf der Erzählerinstanz (von Franz K. Stanzel beschrieben) 

  • Mittelbarkeit kann unterschiedlich stark in Texten zum Vorschein kommen, tendenziell schwächer ist die Mittelbarkeit in Trivialromanen, in anspruchsvolleren Texten ist sie leichter erkennbar 

1

 

Frage, wie Gedanken, Worte, Wahrnehmung vom Erzähler vermittelt werden können: Wie stark ist die Mittelbarkeit von Texten?

  •   

  • Direkte Figurenrede:wörtliche Rede; Mittelbarkeit ist gering – wir merken nicht, dass ein Erzähler vorhanden ist. Bsp. Dialog,markiert durch „Anführungszeichen“ 

  • Erzählte Figurenrede:das Erzählte wird zusammengefasst; Mittelbarkeit ist stärker. Bsp.: „Sie sprach von Krieg und Frieden“, „Er erzählte von seinen Abenteuern in der Sahara“ 

  • Indirekte Rede:Konjunktiv und die Perspektive der 3. Person. Bsp.: „Er sage, er habe in der Wüste viel erlebt“; Bsp. Kehlmann Die Vermessung der Welt 

 

  • Innerer Monolog: Blüte mit Arthur Schnitzler (Leutnant Gustl am HANDOUT, Fräulein Else), ist eine Art stummes Selbstgespräch in der 1. Person. Erfinder war E. Dujardin. 

  • Bewusstseinsstromtechnik: wurde von James Joyce in seinem Roman „Ulysses“ entwickelt – „stream of consciousness“. Die innere Wahrnehmung + Wahrnehmung von außen wird in den Textfluss hereingenommen. Art erweiterter innerer Monolog. Bsp. Döblin Berlin Alexanderplatz 

  • 2. Erzählperspektiven nach Stanzel – 3 Erzählsituationen: 

  • personale Erzählsituation:erzählt aus der Perspektive einer Figur; Gedanken, Empfindungen, Wahrnehmungen einer Figur werden gut kennengelernt, aber diese Sicht ist auch gewissermaßen eingeschränkt; Erzählkommentare; Eindruck der Unmittelbarkeit ist hier besonders groß 

  • Ich-Erzählsituation:Ich-Erzähler, ist eine Figur wie andere innerhalb der Geschichte, erlaubt sehr tiefe Einsichten, ist aber auf die Perspektive der einen Figur beschränkt 

 

C Stimme (la voix)

  • Überbegriff für alle Probleme, die 

        • Den Akt des Erzählens betreffen 

        • das Verhältnis des Erzählers zum Erzählten 

        • das Verhältnis des Erzählers zum/r LeserIn 

      •   

      • 4 Kriterien zur näheren Bestimmung des Erzählens sind wichtig: 

      • 1. Zeitpunkt des Erzählens:Von welchem zeitlichen Punkt aus erzählt der Erzähler seine Geschichte?  

      • z.B. in der Vergangenheit, in der Gegenwart (z.B. Lied von Bernadette von Werfel), in der Zukunft (Spiegelgeschichte von Ilse Aichinger) 

      •   

      • 2. Ebenen des Erzählens(Terminologie von Scheffel/Martinez):  

  • Intradiegetisch: Erzählung zweiter Stufe (=Erzählung in der Erzählung) 

  • Metadiegetisch: Erzählung dritter Stufe (=Erzählung in der Erzählung in der Erzählung)  

  • Gängigere und einfachere Bezeichnung: Rahmenerzählung u. Binnenerzählung.
    Bsp. Adalbert Stifter Granit: In der Rahmenerzählung erinnert sich das alte Ich an die Kindheit. Die Binnenerzählung bildet die eigentliche Geschichte, die Kindheitserinnerung des jungen Ich. 

  •  

    • Myse en Abyme:paradoxe Erzählkonstruktion, bei der die Rahmen- und die Binnenerzählung einander wechselseitig enthalten 

    • Bsp. André Gide „Die Falschmünzer“ (Erzählt die Geschichte eines Schriftstellers, der den Roman „Die Falschmünzer“ schreibt) 

  • 2 Möglichkeiten: 

  • Homodiegetischer Erzähler: der Erzähler ist als Figur am Geschehen beteiligt 

  • Heterodiegetischer Erzähler: der Erzähler ist nicht am Geschehen beteiligt 

  •   

  • 4. Verhältnis des Erzählers zum Leser/zur Leserin 

  • Erzähler kann Leser direkt ansprechen, in ein Gespräch mit ihnen treten (Bsp. Christoph Martin Wieland, Laurence Sterne „Tristram Shandy“) 

  •  

    WAS (das Erzählte)

    • Umfang/Größe des Erzählten: 

          • Kleinste Handlungseinheit = Motiv, Ereignis 

          • Mehrere Ereignisse aneinander gereiht = Geschehen 

          • Geschichte 

          • Handlungsschema (abstrahiertes Schema einer Handlung) 

        • Neben dieser quantitativen Einteilung gibt es noch verschiedene Versuche, diese erzählten Welten zu systematisieren. Vorschläge: 

  • Homogen: das System ist an Möglichem, Wahrscheinlichem und Notwendigem einheitlich. Bsp. Fontane Effi Briest 

  • Heterogen: ist nicht einheitlich; Bsp. Franz Kafka Die Verwandlung (auf einer Seite ein völlig surrealistisches System, das Recht der Erzählung gehorcht durchaus realistischem System eines bürgerlichen Lebens im Prag Anfang des 20. Jhd.s) 

  •  

     

    • Uniregionale vs. pluriregionale Welten: 

    Uniregional: es gibt nur eine Welt mit einem System

    Pluriregional: mehrere Welten werden vereint (Bsp. Wieland „Don Sylvio von Rosalva“ – viele Binnenerzählungen, in denen Märchen etc. erzählt werden)

     

    stabile vs. instabile Welten:

    • Stabil: das einmal eingeführte System bleibt danach so stehen (Kafkas „Verwandlung“)
      Instabil: das System verändert sich, der Leser muss seine Einstellungen ständig überprüfen und auch verändern (Alfred Kubin Die andere Seite: beginnt wie ein realistischer Roman, wird dann immer phantastischer, zum Schluss albtraumhaft) 

    • mögliche: unsere bekannte natürliche Welt 

    • unmöglich: meint logisch unmöglich (Boris Vian Die Gischt der Tage: surrealer Text) 

     

    Handlungsschemata

    • (=abstrahierte Handlungsmuster, Handlungsverläufe; die Strukturalisten haben versucht, solche Handlungsschemata aus den Texten herauszulösen, um sie für eine ganze Textgruppe verbindlich machen zu können) 

    • 2 (russische) Vertreter: 

    •   

    1. zeitliches Handlungsmodell von

    Vladimir Propp: (1895 St. Petersburg, 1970 ebendort), eigentlich Ethnologe, gilt als Begründer einer strukturalistischen Ethnologie; hat sich vor allem für strukturalist. Analysen von Texten interessiert + Märchen, 1928 Werk Die Morphologie des Märchens, verglich 100 russische Märchen, hat Handlungseinheiten festgestellt, die aufeinander folgen müssen

     

    Hat 31 Handlungseinheiten/narrative Einheiten festgestellt = FUNKTIONEN

    • nicht alle müssen in einem Märchen vorkommen, aber die Reihenfolge ist festgeschrieben 

    • (z.B. jüngster Sohn wird verstoßen, Held trifft auf Zauberer-Zauberwerkzeug überreicht) 

    • Propp hat versucht, aus diesen 31 Funktionen eine Grundstruktur für die Märchen festzustellen, ist auf einen Dreischritt gestoßen: Jedes Märchen basiert auf drei Episoden: 

    •  Auszug aus Zuhause – Erfüllung einer Aufgabe in der Fremde – Rückkehr 

     

      

    2. räumliches Handlungsmodell von

    • Juri M. Lotman: ist ebenfalls von den Formalisten beeinflusst; berühmtes Werk Die Struktur literarischer Texte: stellt hier ein Raummodell vor (zeitliche Struktur ist bei Lotman nicht bedeutend); Raumsemantik 

    • semantisches Feld 

    • Die erzählte Welt ist für ihn ein semantisches Feld, dieses ist in zwei Teilräume unterteilt: 

    • die Grenze ist undurchlässig 

    • Handlung entsteht, wenn der Protagonist versucht, die Grenze zu durchschreiten 

    • Die Teilräume haben 3 Eigenschaften: 

    • sind topologisch festgelegt: innen-außen, rechts-links (befinden sich in einer Opposition) 

    • sind semantisch festgelegt: gut-böse, natürlich-künstlich/geistig, Leben-Tod… 

    • sind topologisch/geografisch konkretisiert: z.B. Stadt-Land, Berg-Tal 

    • Bsp. Dante Göttliche Komödie: topologisch (oben-unten), semantisch (gut-böse), konkretisiert (Himmel-Hölle) 

    • Lotman beschreibt Texte,  

    • in denen diese Grenzüberschreitung vollzogen wird,  

  • in denen sie vollzogen, dann aber wieder rückgängig gemacht wird. 

  •  

    • Es gibt auch erzähltheoretische Handlungsmodelle außerhalb der Literaturwissenschaften. 

    • z.B. aus der Soziolinguistik - William Labov und Joshua Waletzky: haben Erzählverhalten von jugendlichen Slumbewohnern untersucht; stellten dabei drei Bedingungen fest, die relevant sind, damit sie als Erzählung angesehen wird: 

    • Es muss mindestens 2 aufeinander folgende Ereignisse geben. 

    • Diese Ereignisse müssen in Form einzelner Sätze dargestellt werden. 

    • Die Abfolge der Sätze muss mit der Chronologie der Ereignisse der Slumbewohner übereinstimmen. 

    • + Erzählung muss „Evaluation“ aufweisen (es muss klar sein, wann eine Geschichte zu welchem Zweck erzählt wird) 

     


    Swap your papers