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Der Spinnerin Nachtlied Interpretation

German Embassy School Beijing

year 11

Natascha B. ©
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Gedichtinterpretation: Der Spinnerin Nachtlied

Das klassische Liebesgedicht „Der Spinnerin Nachtlied“ wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Clemens Brentano verfasst und thematisiert das triste und eintönige Leben einer Spinnerin, die um ihrem verstorbenen Geliebten trauert.

Es entstand demnach in der Epoche der Romantik (1795-1835) welche von Sehnsucht nach dem Unerreichbaren, Ablehnung der Wirklichkeit und den Möglichkeiten die Nacht und Traum mit sich bringen geprägt ist. Die Romantik eröffnete somit eine neue Epoche, die vorherige aufklärerische Auffassungen des Lebens ersetzte und einen deutlichen Kontrast zu jener Epoche (Aufklärung) bildet.

Während Dichter zuvor über Wissen und Klarheit schrieben und dies sogar über die Religion stellten schreiben sie nun über die dringende Sehnsucht nach der Vergangenheit um dem Leid der Welt und dem Druck der Gesellschaft zu entfliehen.

Das Gedicht besteht aus sechs Strophen mit jeweils vier Versen wobei abwechselnd die Vergangenheit und Gegenwart des lyrischen Ichs im Vordergrund stehen. Das lyrische Ich ist dem Titel nach zu urteilen die Spinnerin, welche bei Nacht traurig ihrer Arbeit nachgeht.

Die erste Strophe beginnt mit einem Rückblick auf Zeiten „vor langen Jahren“ (V. 1), in denen die Spinnerin und ihr Geliebter noch „zusammen waren“ (V. 4). Die Atmosphäre ist hierbei noch träumerisch und es wird deutlich, dass die Spinnerin den „süße[n] Schall“ (V. 3) der Nachtigall (vgl. V. 2) mit positiven Erinnerungen verbindet.

Die Alliteration „da(s)“ in Versen zwei und drei verdeutlicht, dass lediglich die damaligen Zeiten, bevor ihr Geliebter „von [ihr] gefahren“ (V. 17) war, schön waren.

In der darauffolgenden, zweiten Strophe kehrt die Spinnerin mit ihren Gedanken in die Gegenwart zurück. Sie befindet sich nun allein vor ihrem Spinnrad und spinnt so lange wie der Mond scheinen wird (vgl. V. 8). Das Spinnrad verkörpert somit die nun ewig andauernde Trauer des lyrischen Ichs welche lediglich aufgehoben werden kann, wenn Gott die beiden Liebhaber wieder vereine (vgl. V. 21).

Vertieft in ihre Arbeit „sing[t] [sie] und kann nicht weinen“ (V. 5) Die Stimmung des Gedichtes wechselt somit mit dem Übergang der ersten Strophe auf die zweite von träumerisch zu melancholisch wodurch das gegenwärtige Leiden der Spinnerin hervorgehoben wird. Sie sehnt sich demnach nach ihrem verstorbenen Geliebten wodurch die begleitende Sehnsucht nach dem Tod erstmalig deutlich wird.

Die dritte Strophe schließt sich an die erste Strophe des Gedichtes an, indem die Geschehnisse sich nun teilweise wieder in der Vergangenheit abspielen. Das lyrische Ich blickt erneut auf vergangene Zeiten zurück, an die es vom Klang der Nachtigall erinnert wird (vgl. V. 10,11).

Die Spinnerin befindet sich hier in einer melancholischen Atmosphäre durch den Verlust ihres Geliebten. Es wird weiterhin erstmalig deutlich, dass dieser verstorben ist, wobei dies lediglich beschrieben wird, als wäre er „von [ihr] gefahren“ (V. 12) und somit mit einem Euphemismus verschönert wird.

Strophe vier wird nun mit dem genauen Schluss Vers der zweiten Strophe eingeleitet („so lang der Mond wird scheinen“), wodurch eine klare Verbindung zwischen Vers eins, drei und fünf sowie zwischen Vers zwei, vier und sechs deutlich wird. Die Stimmung der Spinnerin hat sich abrupt erhellt wodurch die Strophe schwärmerisch und träumerisch wirkt.

Strophe fünf verbindet erneut Vergangenheit und Gegenwart miteinander. Die Spinnerin wird seit dem Tod ihres Geliebten stets durch den nächtlichen Gesang der Nachtigall an ihn erinnert und denkt bei jedem „Schall“ (V. 19) an vergangene Zeiten in denen sie „zusammen waren“ (V. 20).

Die Stimmung ist demnach melancholisch auf Grund des Verlustes der Spinnerin.

Das Gedicht endet mit einem Ausruf. Die Spinnerin verspürt starke Sehnsucht nach dem Tod um endlich ihren Geliebten wieder zu sehen. Weiterhin möchte sie nun singen und weinen (vgl. V. 24). Das lyrische Ich spinnt erneut allein, zeigt jedoch Enthusiasmus gegenüber der baldigen Wiedervereinigung der Geliebten nach dem Tod.

Die Struktur jenes Verses stimmt weiterhin mit den Strukturen des siebten und fünfzehnten Verses ein wodurch klare Parallelen in dem Gedicht gezogen werden. Ein gehäuftes Auftreten dieser Parallelstrukturen verleiht dem Gedicht Monotonie, die die Eintönigkeit des Lebens der Spinnerin verdeutlicht.

Der Lauf des Fadens auf dem Spinnrad, welcher so „klar und rein“ (V. 7, 15) wie das Herz des lyrischen Ichs ist überträgt jene Monotonie der Gedichtstruktur wiederrum auf das Leben der Spinnerin. Dies wird weiterhin durch das regelmäßige Metrum (3-hebiger Jambus) betont, welches das gesamte Gedicht gleichmäßig durchzieht sowie die stetige Abwechslung zwischen männlicher und weiblicher Kadenz wodurch jede Strophe gleich betont wird.

Zusammenfassend betont die klare Struktur des Gedichtes den Inhalt und macht jenen demnach nachvollziehbar. Die einzelnen Versstrukturen sind lediglich abwechselnd vorzufinden wodurch Vergangenheit und Gegenwart deutlich voneinander getrennt werden. Weiterhin werden die Motive der Romantik deutlich aufgegriffen, da die Sehnsucht nach der Vergangenheit der Liebe und der Ferne (Tod, Himmel) deutlich die Gefühle des lyrischen Ichs wiederspiegeln.


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