,,Jean-Baptiste Grenouille wird Mitte des 18. Jahrhunderts in Paris geboren. Eigentlich hätte er eine Todgeburt wie die anderen Kinder seiner Mutter sein sollen, doch er wollte leben und brachte damit seiner Mutter den Tod. Doch etwas stimmt mit dem Kind nicht.
Es ist anders als die Anderen, denn es hat ein Talent: Es hat einen perfekten Geruchssinn, obwohl er selbst geruchslos ist. Sein Leben richtet sich ganz nach dem Duft der Dinge und schließlich landet er auch im Reich der Parfums: Beim Parfümeur Baldini, der sein Talent erkennt und durch seinen guten Geschäftssinn ausnutzt. Doch Grenouille ist es nicht genug und er möchte lernen jeden Duft zu konservieren und reist deswegen nach Grasse um dort schlussendlich das perfekte Parfum erschaffen zu können.''1
Dieser Roman ''Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders'' ist vom deutschen Schriftsteller Patrick Süßkind im Jahr 1985 erfasst worden. Der Roman war (und ist) ein Beststeller, vor allem wegen der eigenartigen Geschichte.
Durch den Erfolg des Buchs sind viele Rezensionen geschrieben. Wir sind daran interessiert, ob es in diesen Rezensionen auch bestimmte Assoziationen bzw. Mentions gibt und welche Aspekte dabei hervorgerufen werden. Deshalb ist die Untersuchungsfrage: ,,Welche Aspekte von Süskinds ''Das Parfum'' rufen beim Kritiker Assoziationen bzw. Mentions auf?''
Die verschiedenen Mentions und Verbindungen werden markiert. Die Ergebnisse werden pro Rezension in einer Tabelle dargestellt und am Ende in einer Skala umgewandelt. Dies wird bei der Methode weiter erklärt.
Erwartet wird, dass vor allem die Eigenartigkeit und Perversion im Roman bei den Kritikern Assoziationen bzw. Mentions hervorrufen. Daneben wird auch der Erfolg des Buches bei den Assoziationen eine Rolle spielen.
Zur Beantwortung der Untersuchungsfrage wird in 3 Schritten vorgegangen: Zuerst wird der Korpus vorgestellt und die angewandte Methode erläutert. Anschließend werden die Ergebnisse präsentiert. Zum Schluss werden die Ergebnisse zusammengefügt und diskutiert, sodass eine Antwort auf die Hauptfrage formuliert werden kann.
Korpus & Methode
Für diese Untersuchung werden zwölf deutsche Rezensionen verwendet. Diese Texte sind alle Buchrezensionen. Es gibt keine Filmrezensionen, weil in diesen Rezensionen vor allem die verschiedenen Szenen, die Schauspieler(innen) und die Kameraarbeit im Vordergrund stehen und nicht die Geschichte selber. Wohl wird in manchen Rezensionen der Film kurz genannt.
Diese spielt jedoch keine große Rolle, die Geschichte steht zentral, wodurch diese Rezensionen doch verwendet sind.
Einige Rezensionen stammen aus Zeitungen, z. B. die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Hierbei ist kein Unterschied zwischen nationalen Zeitungen oder Lokalzeitungen gemacht. Die anderen Rezensionen sind Texte von Rezensionensites/Büchersites, z. B. weil nicht mehr Rezensionen aus Zeitungen vorhanden waren.
Die Wahl für nur deutsche Rezensionen kommt dadurch, dass im Rahmen dieses Kurses nicht mehr Zeit verfügbar ist.
Die folgende Definition für ,,Mention'' wird für diese Untersuchung verwendet: Mentions sind literarische Werke, Genres, Strömungen und Autoren, außer dem Autor des Buches und der Name des Buches selbst. Andere Werke des Autors zählen aber schon mit, weil die auch eine bestimmte Assoziation hervorrufen können.
Bestimmte literarische Begriffe wie ,,historisch Werk'', ,,literarisch Genie'' oder ,,Pflichtlektüre'' werden zu Mentions gerechnet, denn auch diese Begriffe können bestimmte Assoziationen hervorrufen, z. B. über dem Autor selber. Daneben gehören unter anderem die Begriffe Roman, Prosa und Lyrik zu den Mentions, weil diese ein bestimmter Text oder ein bestimmtes Genre andeuten. Die Namen der Personen aus dem Buch gehören nicht zu den Mentions.
• Click on download for the complete and text • This is a sharing plattform for papers • Upload your paper and receive this one for free • Or you can buy simply this text
Sie können aber schon als Verbindung dienen.
Zum Schluss können die Konzepte als Verbindung und als Mention gezählt werden. Das Konzept ,,a novel with just a villian'' ist zum Beispiel als Mention gerechnet (Rezension 1). Die Verbindung wurde dann eine Art Genre/bestimmte Geschichte sein.
Die verschiedenen Mentions und Verbindungen werden in den Rezensionen markiert (sehe Anhang). Grün ist die Farbe für die Mention und Rot für die Verbindung. Die Ergebnisse werden pro Rezension in einer Tabelle dargestellt. Diese Tabellen bestehen aus vier Spalten:
1.Das Buch ,,Das Parfum''
2.Die Verbindung
3.Die Mention
4.Oberbegriff
Der erste Spalt bleibt also immer gleich. In den anderen drei Spalten werden die verschiedenen Verbindungen , Mentions und Oberbegriffe hinzugefügt.
Im Spalt ‚Oberbegriffe‘ werden die Verbindungen aller Rezensionen in Gruppen unterverteilt/geordnet und in einer Skala dargestellt. Mit dieser Skala können die verschiedenen Aspekte , und die Anzähle davon, klar gezeigt werden. Die Mentions sind in folgende Kategorien verteilt worden: Literarische Werke, Genres, Strömungen, Autoren, Konzepte, Stile, Süskind, Erfolg, Oeuvre und Hintergrundliteratur.
Diese verschiedene Oberbegriffe zeigen auf welchen Grund Mentions genannt worden sind. Alle Mentions die Süskind als Verbindung haben, sind unter dem Oberbegriff ‚Süskind‘ gerechnet worden. Alle Mentions die laut die Tabelle über dem Begriff ‚Genre‘ verbunden sind, sind unter ‚Genres‘ gesammelt worden. Es gibt aber auch wenigerklare Verbindungen, die so passend wie möglich verteilt worden sind.
Krimi in Rezension 6 wird zum Beispiel zu ‚Konzepte‘ gerechnet, da es sich nicht um einen tatsächlichen Vergleich mit dem Genre handelt, sondern nur die Untertitel daran referiert. Und so wird auch in Rezension 10 ‚die Weltstadt des Gestanks‘ als Konzept definiert, weil es eine Darstellung ist von Paris, die aber nur von manche Leute unterstutzt wird. Es ist also ein Konzept und kein ‚Wahrheit‘.
Ergebnisse
Fazit & Diskussion
Die meisten Mentions sind zum Oberbegriff „Genres“ einzuteilen, was sich leicht durch das häufige Auftreten von der Bezeichnung „Roman” erklären lässt. An zweiter Stelle stehen die Mentions bezüglich der Hintergrundliteratur. Die Gültigkeit dieser Kategorie ist aber überhaupt unklar, da der Status als Mention der zugehörenden Begriffe zweifelhaft ist.
Diese Literatur ist in einer Liste in einer der Rezensionen genannt, also wird vom Rezensenten deutlich mit „Das Parfum“ assoziiert; da sie aber nicht in der Rezension selbst genannt wird, erweckt dies aber den Eindruck, dass die Verbindung weniger stark ist und vielleicht deswegen nicht als Mention gültig. Das häufige Vorkommen der Mentions aus folgendem Oberbegriff, „literarische Werke“, könnte aus dem Vergleich von „Das Parfum“ mit anderen erfolgreichen Werken zusammenhängen.
Selbst auch erfolgreich ruft „Das Parfum“ in dieser Hinsicht als von selbst die Assoziation mit anderen Erfolgen auf. Dieser Teil der Hypothese ist also bestätigt worden. Hiernach folgen die Oberbegriffe „Stile“, „Süskind“ und „Konzepte“ mit kaum erwähnenswerten Unterschieden. Hinweise auf die Eigenartigkeit und Perversion im Roman werden vor allem unter Kategorien „Stile“ und „Konzepte“ zu finden sein.
Mittels der Analyse von den Mentions sind die meisten Assoziationen, die bei den Kritikern hervorgerufen werden, deutlich hervorgetreten. Bei manchen Formulierungen war es außerdem schwierig festzustellen, ob sie zur gegebenen Definition gehörten. Infolgedessen war die mentions technique zwar ziemlich handsam, da sie im Allgemeinen eine gute Übersicht der Rezensionen vermittelte, aber in der Zukunft wäre es hilfreich die Definition noch mehr zu verschärfen, zur Beseitigung von Zweifelfällen.
Literaturverzeichnis
·http://
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·http://
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
·
(zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
· (zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
· (zuletzt angesehen am 4. Februar 2016).
Anhang
Rezension 1. Frankfurter Allgemeine.
Rezension: Belletristik Patrick Süskind: Das Parfum
In der Mitte der achtziger Jahre des soeben vergangenen Jahrhunderts lebte, teils in München, teils in Ambach am Starnberger See, ein Mann, der zu den seltsamsten Figuren dieses an seltsamen Figuren nicht gerade armen Jahrzehnts gehörte. Seine Geschichte kann hier nicht völlständig erzählt werden, da sie erstens, so Gott will, noch lange nicht zu Ende ist, und zweitens gehört es zu den Besonderheiten dieser Geschichte, daß wir nur ihren Anfang kennen.
Denn der Mann, von dem hier erzählt werden soll, hat sich aus der Welt zurückgezogen und ignoriert auch jenen Literaturbetrieb, der doch damals keinen größeren Helden und vielleicht auch keinen schlimmeren Ketzer kannte als diesen Patrick Süskind,der, erst mit seinem kleinen Theaterstück "Der Kontrabaß" und dann mit seinem auch nicht allzu umfangreichen Roman "Das Parfum", sich an allen Konventionen dieses Betriebs versündigte, dafür aber kaum bestraft und nur mäßig gescholten wurde, was vermutlich auch daran lag, daß das Publikum ihn so heftig dafür liebte, daß die Kritiker, hätten sie ihn gescholten, nur für Nörgler und Spielverderber gegolten hätten.
Dabei war, was Süskind da betrieb, seit Jahrzehnten strengstens verboten. Wer einen Roman mit einer Kleist-Paraphrase begann und dann weitererzählte, als ob seit Balzacs "Verlorenen Illusionen" nur ein paar Jahre vergangen wären, wer sich aus Thackereys "Jahrmarkt der Eitelkeiten" den allwissenden Zynismus borgte und dessen Konzept "A novel without a hero" noch verschärfte zu "a novel with just a villain" - den verbannte man damals eigentlich ins Reich des Trivialen und der Irrelevanz.
Es war nämlich ein Skandal, und es ist ein gefährliches und abscheuliches Buch, wie es, mit seiner Sprache, die man wohl, wie einen der Düfte, von denen es erzählt, betörend nennen muß, den Leser geradezu süchtig machte, ihn verführte und ihm fast den Willen raubte, so wie sein Held, oder vielmehr sein Bösewicht, das Scheusal Jean-Baptiste Grenouille, sich führen und verführen läßt vom Duft einer Jungfrau, den er schon aus meilenweiter Entfernung spürt, und als er dann bei ihr steht, muß er sie töten für ihren Duft.
Es war ein Skandal, weil das Buch seinen Leser nicht mehr losließ, und wenn er dann bemerkte, wohin das alles führte, wenn er endlich sah, daß Süskind nur schwarzsah, weil er die alte Zeit, von der er schrieb, als eine Hölle schilderte, und die neue, die wissenschaftliche Zeit mit Menschenopfern beginnen ließ - da war es immer schon zu spät. Jean-Baptiste Grenouille, der Waise, Sohn einer Kindsmörderin und im größten Dreck von ganz Paris geboren, ist ein Monster, weil einer wie er unter dem ancien regime nur als Monster überleben kann.
Und es ist dieses Monster, und es kann nur so ein Monster sein, welches den Fortschritt, der in diesem Fall der Fortschritt der Parfumindustrie ist, mit der nötigen Entschlossenheit und Brutalität vorantreibt und dabei aufs Leben unschuldiger Jungfrauen keine Rücksicht nehmen kann.
War es eigentlich auch ein Skandal, daß da einer, der 1949 geboren wurde, sich hineinbohrte in eine Vergangenheit, die nicht die eigene war; daß er die große Sperre, welche es doch noch immer gibt zwischen der deutschen Gegenwart und allem, was weit vorher geschah, einfach niederriß oder jedenfalls ignorierte; daß er also von einer Vergangenheit erzählte, ohne von deutscher Schuld zu erzählen?
Und ist es vielleicht noch immer ein Skandal, daß Süskind gerühmt wurde und gelesen erst recht und demnächst auch verfilmt - aber sonst kaum eine Wirkung hatte, kaum Nachfolger oder Nachahmer fand?
cls
Rezension 2. Skysbuchrezensionen.de.
Rezension: Das Parfum von Patrick Süskind
22 Januar 2012 |
Die Seele aller Dinge, ist ihr Duft
Jean-Baptiste Grenouille wird Mitte des 18. Jahrhunderts in Paris geboren. Eigentlich hätte er eine Todgeburt wie die anderen Kinder seiner Mutter sein sollen, doch er wollte leben und brachte damit seiner Mutter den Tod. Doch etwas stimmt mit dem Kind nicht. Es ist anders als die Anderen, denn es hat ein Talent: Es hat einen perfekten Geruchssinn, obwohl er selbst geruchslos ist.
Sein Leben richtet sich ganz nach dem Duft der Dinge und schließlich landet er auch im Reich der Parfums: Beim Parfümeur Baldini, der sein Talent erkennt und durch seinen guten Geschäftssinn ausnutzt. Doch Grenouille ist es nicht genug und er möchte lernen jeden Duft zu konservieren und reist deswegen nach Grasse um dort schlussendlich das perfekte Parfum erschaffen zu können.
„Das Parfum“ ist einer der erfolgreichsten Romane der heutigen Zeit und ist weltweit anerkannt und bekannt, obwohl vom Autor selbst nur wenig in die Welt getragen wurde. Doch umso unglaublicher ist das Werk von Patrick Süskind. Mit Jean-Baptiste Grenouille hat er einen seelenlosen und morallosen Charakter erschaffen, der beim Leser von Beginn an, eine Antipathie auslöst, die bis zum Ende nicht loslässt.
Ein Genie, ein Außenseiter und gleichzeitig ein olfaktorisches Monster auf der Suche nach dem göttlichen Duft. Misanthropisch und gefühlskalt kommt er daher und lässt uns die Welt durch seine Nase sehen, die nicht nur den schönen Düften gewidmet ist.
Dabei beschreibt Süskind die Geruchswelt sehr blumig, mit vielen Vergleichen und endloser Anzahl von Adjektiven, um nur einen Teil seines genial ausgeprägten Sinnes anschneiden zu können und setzt ihn in die Zeit, die man selbst doch als so wunderschön empfindet, obwohl sie geruchstechnisch eine Zumutung für die Nase war. Im 18. Jahrhundert herrschte neben den Prunk und der wunderschönen Welt der Düfte, gleichzeitig der ewige Geruch des Gestankes, der Verwesung, des Verfaulten und Ekelerregenden.
Plastisch und realistisch lässt er die Zeit, in der Grenouielle lebt, erwecken und bringt uns das Frankreich näher wie es wirklich war und nicht wie es zu dieser Zeit in unseren Herzen rastet. Erläuterend und erklärend erzählt er über die Parfümeure, die Kunst und Zunft, wie das Ansehen dieser modeabhängigen Branche und führt uns das Reich der Düfte nahe, wie ein Parfum entsteht, was es zu erfüllen hat und wie Düfte unsere Welt beherrschen.
Die Handlung hat tiefenpsychologischen, kriminologische, phantastischen wie historischen Einschlag und lässt alles unter einen Roman Platz nehmen. Wir bekommen ein Psychogramm eines Mörders, eines Wahnsinnigen, einer genialen Persönlichkeit und merken: Genie und Wahnsinn liegen nah beieinander und sind schier untrennbar. Ein Bild einer ekelerregenden Zeit, in der uns ein auktorialer Erzähler führt und Grenouille Geschichte von Geburt bis Tod erzählt, kommentiert und irgendwie selbst mit angewiderter Stimme das Genie dieser kuriosen Persönlichkeit schildert, ehrfürchtig und angeekelt zugleich.
Alles zusammen findet seinen Höhepunkt in der absoluten Dekadenz des Menschen, jeglichen Verfalls von Moral und einer Kritik an das Leben selbst. Pompös und gottgleich endet die Geschichte von Grenouille und lässt den Leser erstaunen, erschreckt einen und bringt noch einmal den ganzen Ekel der Menschlichkeit zum Vorschein. Ein Höhepunkt und fulminanter Abschluss, der eines innerlich zerbrochenen und wahnsinnigen Genies, der über Leichen ging um sein Werk zu vollenden, gerecht wird.
„Das Parfum“ ist die Geschichte eines Mörders, ein olfaktorisches Wunder, ein Psychogramm eines Misanthropen, einer Anomalität in der Gesellschaft und zugleich ein historisches Werküber die Wahrheit der pompösen, von Prunk überlagerten, doch stinkenden, wie wohlduftenden, Zeit. Ein Meisterwerk von einem literarischen Genie verfasst. Eine Pflichtlektüre für jeden Literaturliebhaber!
Fragen Sie Reich-Ranicki Was halten Sie von Süskinds „Parfüm“?
Mit Hilfe einer überaus sinnlichen Prosa bietet er uns eine Darstellung von erfreulicher und bisweilen bewundernswerter Anschaulichkeit: Marcel Reich-Ranicki über Patrick Süskinds „Das Parfüm“.
Mich interessiert sehr Ihre Meinung über den Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Irfan Sözen, Frankfurt/Main
Süskind schreibt, als hätte er nie Kafka gelesen und nie von Joyce gehört. Seine Vorbilder sind eher bei den Romanciers des neunzehnten Jahrhunderts zu suchen, zumal den französischen von Balzac bis Victor Hugo. Einiges mag er auch, bewußt oder unbewußt, von Marcel Proust gelernt haben.
Makabre Idyllen
Er beginnt die Geschichte seines abstoßenden Helden, eines wahrlich Zukurzgekommenen, eines von der Natur auf schon grausame Weise Benachteiligten, mit dessen Geburt und schließt sie mit dessen Tod. Er berichtet geradlinig und in chronologischer Reihenfolge, von Rückblenden will er nichts wissen. Nie weicht er von seinem Thema ab. Schilderungen, die, wer will, als genüßlich beanstanden mag, fürchtet er sowenig wie kleine, eher makabre Idyllen.
Ich sage nicht, daß man heutzutage so erzählen soll. Aber ich meine, daß man auch heute so erzählen darf - vorausgesetzt, daß man es kann. Und daß moderne Epik zwar nicht unbedingt gut, aber gute stets modern ist - oder es zumindest immer sein sollte. Süskind hat einen ausgeprägten Sinn für den Rhythmus der Sprache, den er oft mit insistierenden und doch nicht störenden Wortwiederholungen erreicht.
Dieser Rhythmus wirkt weder hämmernd noch stampfend und ist gleichwohl unüberhörbar.
Geschmeidige Diktion
Seine Sätze sind niemals schwerfällig, auch wo sie sich zu langen Perioden auswachsen, bleiben sie makellos durchsichtig. Diese Diktion ist geschmeidig und anmutig und dennoch genau: Der verführerische Wohlklang vieler Seiten des „Parfums“ geht nicht auf Kosten der Deutlichkeit des Ausdrucks. Süskind kann beglaubigen, was er zeigen will: Mit Hilfe einer überaus sinnlichen Prosa bietet er uns eine Darstellung von erfreulicher und bisweilen bewundernswerter Anschaulichkeit.
Der Mann, dessen Lebensweg hier ausgebreitet wird, verfügt über Fähigkeiten, die er ebenfalls einem einzigen Sinnesorgan verdankt: der Nase. Dieses ungewöhnlich häßliche Geschöpf, diese Mißgeburt sondergleichen, will sich rächen. Er, der selber nach gar nichts riecht, indes alles riechend aufnimmt, er, der nicht glauben kann, was sich nicht riechen läßt - er strebt, sage und schreibe, eine Revolution an.
Aber was der Gedemütigte revolutionieren möchte, ist vorerst nur die Welt der Düfte. Er tötet unschuldige Mädchen, um sich deren Duft anzueignen, und stellt aus ihm das Parfüm her, das vor den Menschen beliebt macht. Schließlich wird er gefaßt und zum Tode verurteilt. Doch als er auf dem überfüllten Hinrichtungsplatz erscheint, da geschieht ein Wunder: Die geplante Hinrichtung artet zu einem gigantischen Bacchanal aus.
Gegen Ende des Romans ist Süskind eine Apotheose von mythologischem Rang gelungen, eine grandiose Darstellung des Massenwahns, der Verführbarkeit der Menschen, genauer, der kaum zu begreifenden Wirkung eines widerlichen und verabscheuungswürdigen Verbrechers auf ein zivilisiertes Volk inmitten Europas (die Handlung spielt in Frankreich). Muß man noch sagen, welches Ungeheuer Patrick Süskind meint, auf welches Volk sein Gleichnis vor allem abzielt?
Das Parfum von Patrick Süskind: Buchvorstellung und Rezension
Originalausgabe erschienen 1985 unter dem Titel „Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders“, , 319 Seiten. ISBN 3-257-22800-7.
Kurzgefasst:
Ein rares Meisterwerk zeitgenössischer Prosa, eine dicht gesponnene, psychologisch raffiniert umgesetzte Erzählung, die an die frühen Stücke von Patricia Highsmith erinnert, in ihrer Kunstfertigkeit aber an die Novellistik großer europäischer Erzähltradition anknüpft.
Das meint histo-couch.de:„;Guter Stoff, aber kein Kunstwerk“;
von Katharina Lewald
Neben „;Die Päpstin“; und „;Die Säulen der Erde“; gehört Patrick Süskinds „;Das Parfum“; wohl mittlerweile zu den Dauerbrennern in den Regalen der Buchhandlungen. Selten hat es einen historischen Roman gegeben, den so viele Menschen gelesen haben, der so viele Leser begeistert hat. Selten werden historische Romane verfilmt – und doch hat es „;Das Parfum“; geschafft.
Trauriger Start ins Leben
Frankreich im 18. Jahrhundert. Im stinkenden Sündenpfuhl Paris wird Jean-Baptiste Grenouille von einer Fischverkäuferin geboren, die ihn unter ihrem Verkaufstisch zur Welt bringt und einfach liegen lässt. Bald schon werden Passanten auf das schreiende Bündel aufmerksam und wenige Tage später wird Grenouilles Mutter zur Strafe für dieses Verbrechen öffentlich exekutiert.
„;Sie konnten ihn nicht riechen. Sie hatten Angst vor ihm.“;
Schon früh lernt Grenouille im Leben auf sich allein gestellt zu sein und dabei hilft ihm seine feine Nase, die so empfindlich ist, dass sie über mehrere Kilometer entfernte, nur noch in Spuren vorhandene Gerüche wahrnehmen kann. Bald geht Jean-Baptiste in die Lehre bei einem Parfumeur und erlernt die hohe Kunst des Düftemischens, die ihn jedoch bald nicht mehr erfüllt, ihn beginnt zu langweilen.
Nach einigen Jahren, die er weit ab von Menschen auf einem Berg in der Einöde verbringt, kommt er nach Grasse, die Stadt, in der die berühmtesten Parfumeure die berühmtesten Düfte herstellen. Auch dort findet er eine Anstellung als Geselle.
Beiläufige Morde und anregende Düfte
Eines Tages wird er auf ein Mädchen aufmerksam, die nicht nur unglaublich schön ist, sondern auch einen Eigenduft hat, wie ihn Grenouille noch nie bei einem Menschen gerochen hat. Sofort steht für ihn fest: Diesen Duft muss er besitzen. Er ist wie besessen von diesem Gedanken und einige Wochen später kommt es in Grasse zu den ersten Mädchenmorden, die zwei Jahre später ihren grausigen Höhepunkt finden werden…