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Bericht
Meteorologie

ZAMG Graz

2012

Klaus S. ©

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ID# 33434







Report

Praktika für Schülerinnen und Schüler 2012

Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) an der Kundenservice Stelle in Graz

Titel des Praktikums: Ein Hoch dem Wetter

 

MEIN PRAKTIKUM

 

1      Die Organisation

·         Bitte beschreibe kurz die Organisation bzw. die Abteilung, in der du dein Praktikum absolviert hast. Was sind Aufgaben und Ziele der Organisation/Abteilung?

 

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde im Jahr 1851 gegründet und ist der staatliche Wetterdienst Österreichs. Die Zentrale der ZAMG hat ihren Sitz in Wien. Um jedoch Regionalität gewährleisten zu können, ist sie in Salzburg, Innsbruck, Graz und Klagenfurt durch Kundenservice-Stellen vertreten.

Die Aufgaben der ZAMG reichen weit über die „reine Wettervorhersage“ hinaus. So gibt es neben der sogenannten „synoptischen Meteorologie“ (jener Zweig, der sich mit der Wettervorhersage befasst) noch viele andere Teilbereiche, wie zum Beispiel die Klimatologie (die das Wettergeschehen der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte analysiert), die Umweltmeteorologie (die die Ausbreitung von Schadstoffen und deren Verhalten in der Atmosphäre untersucht) sowie die Geophysik (welche sich mit Erdbeben beschäftigt), die technische Abteilung (die das staatliche meteorologische Messnetz betreut) und die Abteilung für elektronische Datenverarbeitung (welche sich um die verwendeten Wettermodelle kümmert).

An der Regionalstelle in Graz üben 12 Mitarbeiter mit vollstem Engagement ihr Handwerk aus, wobei nicht nur Meteorologen, sondern auch Geografen, Physiker, Umweltsystemwissenschaftler und Techniker im Haus beschäftigt sind. Außerdem sind in ganz Österreich Forscher in den Bereichen Meteorologie, Klimatologie und Geophysik tätig. Ich selbst beschäftigte mich während meines Praktikums hauptsächlich mit der synoptischen Meteorologie, lernte jedoch auch andere Bereiche kennen.

 

·         Wie wurdest du in das Unternehmen eingeführt? Wie wurdest du betreut? Was wurde dir gezeigt?

 

Am ersten Arbeitstag wurde ich von meinem Betreuer Mag. Gernot Zenkl durch das Haus geführt, mir wurden meine Kollegen vorgestellt und die hauseigene Wetterstation gezeigt, die sich direkt im angrenzenden Garten befindet. Dabei lernte ich kennen, wie eine Wetterstation funktioniert, welche meteorologischen Größen sie misst und warum jede einzelne wichtig für eine professionelle Wettervorhersage ist.

Am Anfang war ich, zugegeben, noch etwas schüchtern und leicht nervös, aber mein Betreuer nahm mir gleich die Nervosität, indem er mir das Du-Wort anbot und mir erklärte, dass ich auch mit seinen Kollegen per Du sein dürfe, weil das im Haus so üblich sei. Für mich war alles noch ziemlich neu und es dauerte ein wenig, bis ich mich in den noch ungewohnten Räumlichkeiten zurechtfand und die Namen von jedem Kollegen wusste. Aber nach einiger Zeit ging das dann schon. ;-)

                 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

           Als Erstes wurde mir der hauseigene Klimagarten der ZAMG in Graz gezeigt.

 

1       Das Projekt

Was sind die konkreten Problem- bzw. Aufgabenstellungen des Projekts, an dem du mitgearbeitet hast?

 

Wie oben schon erwähnt, war ich vorwiegend im Bereich „synoptische Meteorologie“ beschäftigt. Bereits ab der zweiten Praktikumswoche durfte ich täglich die sogenannten „Sommerdienstprognosen“ schreiben, die per SMS oder E-Mail an diverse Kunden versendet werden, welche diese speziellen Prognosen bestellt haben. Täglich stellte ich die einzelnen Parameter Wetter (in Form von Symbolen), Temperatur sowie Niederschlagsmenge und –risiko für Graz und Voitsberg zusammen und versendete diese mit einem kurzen Text, in dem ich in wenigen Worten die Großwetterlage darstellte und die Wettervorhersage auch schriftlich gab. Gerade in einem so wechselhaften und unwetterreichen Sommer wie dem heurigen stellte die tägliche Wetterprognose eine echte Herausforderung dar. Schließlich will man seine Empfänger ja rechtzeitig vor einem nahenden Unwetter warnen. Dies lag während des Praktikums in meiner Hand. Meist ist mir das auch gut gelungen. Manchmal kam es jedoch vor, dass die Gewitter doch schon ein paar Stunden früher als erwartet aufzogen oder – noch schlimmer – erst gar nicht kamen und dann ärgert das einen eingefleischten Hobby-Meteorologen wie mich natürlich schon etwas.

Abseits der Prognosen war das Projekt „Unwetter-Sommer“ zudem in den täglichen Wetterbesprechungen ein Thema und ich arbeitete selbstverständlich intensiv mit. Ich habe einen eigenen Account im „Witterungsforum“ der ZAMG in Graz bekommen und durfte in dieses Forum alle besonderen Wetterereignisse (Unwetter) eintragen. Die Informationen wurden mir teilweise in Form von Skywarn-Meldungen bereitgestellt, ich durfte aber auch Berichte von seriösen Internetseiten verwenden, wie z. B. kleinezeitung.at oder orf.at. Außerdem analysierte ich nachmittags alle Hagelfälle (jene Gewitter, in die auch Hagel eingelagert war) vom Juni und Juli 2012 auf diverse Modelldaten wie z. B. den Showalter-Index (je negativer, desto wahrscheinlicher sind Gewitter), Mocon, Cape (je höher, desto wahrscheinlicher sind heftige Gewitter), Windscherung etc. und zog – um den tatsächlichen Niederschlag zu erfahren – diverse Stationsdaten aus der Tawes- und Stunden-Datenbank heran.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

            Mag. Friedrich Wölfelmeier veranschaulicht mir die Großwetterlage.

 

2       Meine Aufgabenstellungen und Tätigkeiten im Praktikum

Bitte beschreibe hier:

·         Durchgeführte Arbeiten bzw. angewandte Methoden: was kann damit gezeigt werden?

 

Mit großer Leidenschaft studierte ich täglich die neuesten Daten der Modelle ECMWF, ALADIN und ALARO. Nicht nur, weil ich sie für die Sommerdienstprognosen benötigte, die ich täglich schrieb, sondern auch einfach aus brennendem Interesse. Eines kann dabei ganz klar gezeigt werden: Das Wetter ist nur bis zu einem gewissen Grad berechenbar. So groß die Fortschritte in der Vorhersagetechnik in den letzten Jahrzehnten waren und so gut die Modelle heute sind, es kann trotzdem keine hundertprozentige Garantie gegeben werden, dass das Wetter auch so eintrifft wie am Tag zuvor prognostiziert. Zu groß und unvorhersehbar sind dafür die einzelnen Faktoren in der Atmosphäre und zu chaotisch das System Wetter. Wird das Zentrum eines Hochdruckgebietes etwas zu weit südlich berechnet als es dann tatsächlich ist, kann es schon sein, dass der Himmel am Nachmittag mit dicken Quellwolken übersät ist, obwohl strahlender Sonnenschein vorhergesagt wurde. Und zieht eine Kaltfront nur ein bisschen weiter nördlich vorbei als erwartet, war die ganze Starkregenwarnung umsonst. Klar, meistens klappt es schon mit der Prognose für den nächsten Tag (die Wahrscheinlichkeit liegt immerhin bei 90%), aber ganz sicher kann man sich trotzdem nie sein. Ein großes Problem, was die Zuverlässigkeit betrifft, stellen bekannter Weise die Langfristprognosen dar. Eine seriöse Prognose ist nur bis etwa 10 Tage im Voraus möglich.

 

·         Erzielte Ergebnisse sowie mögliche Schlussfolgerungen.

 

Schlussfolgerung: Es gibt zwar Saisonalvorhersagen, bei denen der Vorhersagezeitraum eine ganze Jahreszeit umfasst, allerdings sind diese höchst unzuverlässig und werden daher von vielen (Hobby-)Meteorologen – einschließlich mir – nicht geschätzt.

 

·         Bitte beschreibe einen typischen oder exemplarischen Tagesablauf.

 

Mein Arbeitstag dauerte meistens von 07:30 bis 15:50 Uhr. Die genauen Beginn- und Endzeiten wurden mir freigestellt, weil meine Kollegen wussten, dass ich täglich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreiste. Als Erstes, also von etwa 07:30 bis 09:30 Uhr, schrieb ich die Sommerdienstprognosen, welche anschließend versendet wurden. Dazwischen, um 08:30 Uhr, gab es täglich die Wetterbesprechung, die vom Meteorologen, der gerade Hauptdienst hatte, geleitet wurde und bei der alle Mitarbeiter zusammenkamen, um das Wetter der nächsten Tage zu diskutieren und ggf. Warnungen an die Landeswarnzentralen und auf der ZAMG-Homepage auszugeben. Den restlichen Vormittag beschäftigte ich mich mit dem Einholen von Informationen über die besonderen Ereignisse des vergangenen Tages und trug diese ins Witterungsforum ein. Nach der Mittagspause analysierte ich die Hagelfälle bzw. erledigte noch diverse andere Arbeiten, die ich von meinen Kollegen zugeteilt bekam, wie z. B. Gewitterzellen in Form von Polygonen nachzeichnen, ein Logo für eine Wetterstation entwerfen, Klimadaten in ein Computerprogramm eintragen, Gutachten schreiben bzw. die Stationsdaten dafür auswerten etc.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

           Und manchmal hatte ich den Prognoseraum ganz für mich allein… ;-)

 

3      Zusatzaktivitäten

Hier ist außerdem noch Platz, über Höhepunkte deiner Tätigkeit und über sonstige Aktivitäten während des Praktikums zu berichten, z.B. Präsentationen, Auszeichnungen, Verfassen wissenschaftlicher Artikel, Teilnahme an Konferenzen,…

 

Die meisten Tage im Büro verbrachte ich wie oben beschrieben, an drei Tagen war ich jedoch anderweitig beschäftigt. An zwei davon war ich mich Richard Gwaltl, dem Klimatologen und Techniker, unterwegs nach Mürzzuschlag, Seckau und auf die Stolzalpe zu den sich dort befindenden Wetterstationen, wo wir selbige gemeinsam warteten.

Am letzten Tag fuhr ich mit fast allen Mitarbeitern zum Grazer Flughafen, wo uns die dort arbeitenden Meteorologen ihren Arbeitsplatz zeigten und gemeinsam mit uns einen Klimagarten einweihten. Nebenbei lernte ich natürlich auch das teils hektische Leben an einem ganz normalen Wochentag am Flughafen kennen.

 

 

4      Raum für Deine persönlichen Eindrücke

·         Was hat dir an deinem Praktikum besonders gut gefallen? Was hat dich überrascht? Was hat dir weniger gut gefallen?

 

An meinem Praktikum besonders gut gefallen hat mir die Offenheit und Herzlichkeit, mit der mir meine Kollegen schon vom ersten Tag an begegnet sind. Dies nahm mir sofort die Nervosität und erleichterte mir den Einstieg ins Arbeitsleben (es war ja mein allererster Ferialjob). Interessanterweise hat mich gerade das aber auch gleichzeitig überrascht. Ich hatte vor meinem Praktikum dauernd das Bild eines Arbeitsplatzes vor mir, wo alles förmlich abläuft und man jeden mit Sie anspricht, aber genau das Gegenteil war der Fall.

Mir fällt eigentlich gar nichts ein, was mir nicht gefallen hat. Außer vielleicht, dass sich das Wetter nicht immer an meine Vorhersagen gehalten hat. :D

·       Wie hast du von deinem Praktikum profitiert bzw. hat sich das Praktikum gelohnt?

 

Ich habe von meinem Praktikum sehr profitiert, da ich erstmals einen genauen Einblick in das Arbeitsleben bei der ZAMG bekommen habe und nun exakt die Aufgaben eines Meteorologen kenne und weiß, dass hinter dem „System Wetter“ viel mehr dahintersteckt als ich je gedacht hatte. Außerdem hat mir die Arbeit viel Spaß gemacht und ich war sogar ein bisschen traurig, als die vier Wochen zu Ende waren. Da wusste ich: Das war der richtige Ferialjob!

 

·         Berufsbild ForscherIn: Was bedeutet es, ein Forscher oder eine Forscherin zu sein? Hat sich dein Bild über diesen Beruf nach dem Praktikum verändert?

 

Für mich bedeutet „ein Forscher zu sein“, akribisch nach Lösungen bzw. Antworten auf eine Frage zu suchen. Gerade in der Meteorologie stehen Forscher vor dem scheinbar unlösbaren Problem „die perfekte Wettervorhersage“: Wie muss ein Modell aufgebaut sein, damit es fehlerfreie Prognosen liefert – und das über mehrere Tage? Mein Bild über diesen Beruf hat sich insofern geändert, dass ich nun weiß, welch wichtige und harte Arbeit es ist, ein Forscher zu sein und vor allem, dass Förderungen in diese Richtung wirklich nötig sind. Es eröffnen sich mit Sicherheit neue Horizonte!

 


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