Report
Praktika für Schülerinnen
und Schüler 2012
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) an
der Kundenservice Stelle in Graz
Titel des Praktikums: Ein Hoch dem Wetter
MEIN
PRAKTIKUM
1 Die Organisation
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Bitte
beschreibe kurz die Organisation bzw. die Abteilung, in der du dein Praktikum
absolviert hast. Was sind Aufgaben und Ziele der Organisation/Abteilung?
Die Zentralanstalt
für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde im Jahr 1851 gegründet und ist der
staatliche Wetterdienst Österreichs. Die Zentrale der ZAMG hat ihren Sitz in
Wien. Um jedoch Regionalität gewährleisten zu können, ist sie in Salzburg, Innsbruck,
Graz und Klagenfurt durch Kundenservice-Stellen vertreten.
Die Aufgaben der ZAMG
reichen weit über die „reine Wettervorhersage“ hinaus. So gibt es neben der
sogenannten „synoptischen Meteorologie“ (jener Zweig, der sich mit der
Wettervorhersage befasst) noch viele andere Teilbereiche, wie zum Beispiel die
Klimatologie (die das Wettergeschehen der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte
analysiert), die Umweltmeteorologie (die die Ausbreitung von Schadstoffen und
deren Verhalten in der Atmosphäre untersucht) sowie die Geophysik (welche sich
mit Erdbeben beschäftigt), die technische Abteilung (die das staatliche
meteorologische Messnetz betreut) und die Abteilung für elektronische
Datenverarbeitung (welche sich um die verwendeten Wettermodelle kümmert).
An der Regionalstelle
in Graz üben 12 Mitarbeiter mit vollstem Engagement ihr Handwerk aus, wobei
nicht nur Meteorologen, sondern auch Geografen, Physiker,
Umweltsystemwissenschaftler und Techniker im Haus beschäftigt sind. Außerdem
sind in ganz Österreich Forscher in den Bereichen Meteorologie, Klimatologie
und Geophysik tätig. Ich selbst beschäftigte mich während meines Praktikums
hauptsächlich mit der synoptischen Meteorologie, lernte jedoch auch andere
Bereiche kennen.
·
Wie
wurdest du in das Unternehmen eingeführt? Wie wurdest du betreut? Was wurde dir
gezeigt?
Am ersten Arbeitstag
wurde ich von meinem Betreuer Mag. Gernot Zenkl durch das Haus geführt, mir
wurden meine Kollegen vorgestellt und die hauseigene Wetterstation gezeigt, die
sich direkt im angrenzenden Garten befindet. Dabei lernte ich kennen, wie eine
Wetterstation funktioniert, welche meteorologischen Größen sie misst und warum
jede einzelne wichtig für eine professionelle Wettervorhersage ist.
Am Anfang war ich,
zugegeben, noch etwas schüchtern und leicht nervös, aber mein Betreuer nahm mir
gleich die Nervosität, indem er mir das Du-Wort anbot und mir erklärte, dass
ich auch mit seinen Kollegen per Du sein dürfe, weil das im Haus so üblich sei.
Für mich war alles noch ziemlich neu und es dauerte ein wenig, bis ich mich in
den noch ungewohnten Räumlichkeiten zurechtfand und die Namen von jedem
Kollegen wusste. Aber nach einiger Zeit ging das dann schon. ;-)
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Als Erstes wurde mir der hauseigene Klimagarten der ZAMG in Graz gezeigt.
1 Â Das Projekt
Was sind die
konkreten Problem- bzw. Aufgabenstellungen des Projekts, an dem du
mitgearbeitet hast?
Wie oben schon
erwähnt, war ich vorwiegend im Bereich „synoptische Meteorologie“ beschäftigt.
Bereits ab der zweiten Praktikumswoche durfte ich täglich die sogenannten
„Sommerdienstprognosen“ schreiben, die per SMS oder E-Mail an diverse Kunden
versendet werden, welche diese speziellen Prognosen bestellt haben. Täglich
stellte ich die einzelnen Parameter Wetter (in Form von Symbolen), Temperatur
sowie Niederschlagsmenge und –risiko für Graz und Voitsberg zusammen und
versendete diese mit einem kurzen Text, in dem ich in wenigen Worten die
Großwetterlage darstellte und die Wettervorhersage auch schriftlich gab. Gerade
in einem so wechselhaften und unwetterreichen Sommer wie dem heurigen stellte
die tägliche Wetterprognose eine echte Herausforderung dar. Schließlich will
man seine Empfänger ja rechtzeitig vor einem nahenden Unwetter warnen. Dies lag
während des Praktikums in meiner Hand. Meist ist mir das auch gut gelungen.
Manchmal kam es jedoch vor, dass die Gewitter doch schon ein paar Stunden
früher als erwartet aufzogen oder – noch schlimmer – erst gar nicht kamen und
dann ärgert das einen eingefleischten Hobby-Meteorologen wie mich natürlich
schon etwas.
Abseits der Prognosen
war das Projekt „Unwetter-Sommer“ zudem in den täglichen Wetterbesprechungen
ein Thema und ich arbeitete selbstverständlich intensiv mit. Ich habe einen
eigenen Account im „Witterungsforum“ der ZAMG in Graz bekommen und durfte in
dieses Forum alle besonderen Wetterereignisse (Unwetter) eintragen. Die
Informationen wurden mir teilweise in Form von Skywarn-Meldungen
bereitgestellt, ich durfte aber auch Berichte von seriösen Internetseiten
verwenden, wie z. B. kleinezeitung.at oder orf.at. Außerdem analysierte ich
nachmittags alle Hagelfälle (jene Gewitter, in die auch Hagel eingelagert war)
vom Juni und Juli 2012 auf diverse Modelldaten wie z. B. den Showalter-Index
(je negativer, desto wahrscheinlicher sind Gewitter), Mocon, Cape (je höher,
desto wahrscheinlicher sind heftige Gewitter), Windscherung etc. und zog – um
den tatsächlichen Niederschlag zu erfahren – diverse Stationsdaten aus der Tawes-
und Stunden-Datenbank heran.
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Mag.
Friedrich Wölfelmeier veranschaulicht mir die Großwetterlage.
2 Â Meine
Aufgabenstellungen und Tätigkeiten im Praktikum
Bitte beschreibe
hier:
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Durchgeführte
Arbeiten bzw. angewandte Methoden: was kann damit gezeigt werden?
Mit großer
Leidenschaft studierte ich täglich die neuesten Daten der Modelle ECMWF, ALADIN
und ALARO. Nicht nur, weil ich sie für die Sommerdienstprognosen benötigte, die
ich täglich schrieb, sondern auch einfach aus brennendem Interesse. Eines kann
dabei ganz klar gezeigt werden: Das Wetter ist nur bis zu einem gewissen Grad
berechenbar. So groß die Fortschritte in der Vorhersagetechnik in den letzten
Jahrzehnten waren und so gut die Modelle heute sind, es kann trotzdem keine
hundertprozentige Garantie gegeben werden, dass das Wetter auch so eintrifft
wie am Tag zuvor prognostiziert. Zu groß und unvorhersehbar sind dafür die
einzelnen Faktoren in der Atmosphäre und zu chaotisch das System Wetter. Wird
das Zentrum eines Hochdruckgebietes etwas zu weit südlich berechnet als es dann
tatsächlich ist, kann es schon sein, dass der Himmel am Nachmittag mit dicken
Quellwolken übersät ist, obwohl strahlender Sonnenschein vorhergesagt wurde.
Und zieht eine Kaltfront nur ein bisschen weiter nördlich vorbei als erwartet,
war die ganze Starkregenwarnung umsonst. Klar, meistens klappt es schon mit der
Prognose für den nächsten Tag (die Wahrscheinlichkeit liegt immerhin bei 90%),
aber ganz sicher kann man sich trotzdem nie sein. Ein großes Problem, was die
Zuverlässigkeit betrifft, stellen bekannter Weise die Langfristprognosen dar.
Eine seriöse Prognose ist nur bis etwa 10 Tage im Voraus möglich.
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Erzielte
Ergebnisse sowie mögliche Schlussfolgerungen.
Schlussfolgerung: Es
gibt zwar Saisonalvorhersagen, bei denen der Vorhersagezeitraum eine ganze
Jahreszeit umfasst, allerdings sind diese höchst unzuverlässig und werden daher
von vielen (Hobby-)Meteorologen – einschließlich mir – nicht geschätzt.
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Bitte
beschreibe einen typischen oder exemplarischen Tagesablauf.
Mein Arbeitstag
dauerte meistens von 07:30 bis 15:50 Uhr. Die genauen Beginn- und Endzeiten
wurden mir freigestellt, weil meine Kollegen wussten, dass ich täglich mit den
öffentlichen Verkehrsmitteln anreiste. Als Erstes, also von etwa 07:30 bis
09:30 Uhr, schrieb ich die Sommerdienstprognosen, welche anschließend versendet
wurden. Dazwischen, um 08:30 Uhr, gab es täglich die Wetterbesprechung, die vom
Meteorologen, der gerade Hauptdienst hatte, geleitet wurde und bei der alle
Mitarbeiter zusammenkamen, um das Wetter der nächsten Tage zu diskutieren und
ggf. Warnungen an die Landeswarnzentralen und auf der ZAMG-Homepage auszugeben.
Den restlichen Vormittag beschäftigte ich mich mit dem Einholen von
Informationen über die besonderen Ereignisse des vergangenen Tages und trug
diese ins Witterungsforum ein. Nach der Mittagspause analysierte ich die
Hagelfälle bzw. erledigte noch diverse andere Arbeiten, die ich von meinen
Kollegen zugeteilt bekam, wie z. B. Gewitterzellen in Form von Polygonen
nachzeichnen, ein Logo für eine Wetterstation entwerfen, Klimadaten in ein
Computerprogramm eintragen, Gutachten schreiben bzw. die Stationsdaten dafür
auswerten etc.
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Und manchmal hatte ich den Prognoseraum ganz für mich allein… ;-)
3 Zusatzaktivitäten
Hier ist außerdem
noch Platz, über Höhepunkte deiner Tätigkeit und über sonstige Aktivitäten
während des Praktikums zu berichten, z.B. Präsentationen, Auszeichnungen,
Verfassen wissenschaftlicher Artikel, Teilnahme an Konferenzen,…
Die meisten Tage im
Büro verbrachte ich wie oben beschrieben, an drei Tagen war ich jedoch
anderweitig beschäftigt. An zwei davon war ich mich Richard Gwaltl, dem
Klimatologen und Techniker, unterwegs nach Mürzzuschlag, Seckau und auf die
Stolzalpe zu den sich dort befindenden Wetterstationen, wo wir selbige
gemeinsam warteten.
Am letzten Tag fuhr
ich mit fast allen Mitarbeitern zum Grazer Flughafen, wo uns die dort
arbeitenden Meteorologen ihren Arbeitsplatz zeigten und gemeinsam mit uns einen
Klimagarten einweihten. Nebenbei lernte ich natürlich auch das teils hektische
Leben an einem ganz normalen Wochentag am Flughafen kennen.
4 Raum für Deine
persönlichen Eindrücke
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Was
hat dir an deinem Praktikum besonders gut gefallen? Was hat dich überrascht?
Was hat dir weniger gut gefallen?
An meinem Praktikum
besonders gut gefallen hat mir die Offenheit und Herzlichkeit, mit der mir
meine Kollegen schon vom ersten Tag an begegnet sind. Dies nahm mir sofort die
Nervosität und erleichterte mir den Einstieg ins Arbeitsleben (es war ja mein
allererster Ferialjob). Interessanterweise hat mich gerade das aber auch
gleichzeitig überrascht. Ich hatte vor meinem Praktikum dauernd das Bild eines
Arbeitsplatzes vor mir, wo alles förmlich abläuft und man jeden mit Sie
anspricht, aber genau das Gegenteil war der Fall.
Mir fällt eigentlich
gar nichts ein, was mir nicht gefallen hat. Außer vielleicht, dass sich das
Wetter nicht immer an meine Vorhersagen gehalten hat. :D
·
Wie
hast du von deinem Praktikum profitiert bzw. hat sich das Praktikum gelohnt?
Ich habe von meinem
Praktikum sehr profitiert, da ich erstmals einen genauen Einblick in das
Arbeitsleben bei der ZAMG bekommen habe und nun exakt die Aufgaben eines
Meteorologen kenne und weiß, dass hinter dem „System Wetter“ viel mehr
dahintersteckt als ich je gedacht hatte. Außerdem hat mir die Arbeit viel Spaß
gemacht und ich war sogar ein bisschen traurig, als die vier Wochen zu Ende
waren. Da wusste ich: Das war der richtige Ferialjob!
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Berufsbild
ForscherIn: Was bedeutet es, ein Forscher oder eine Forscherin zu sein? Hat
sich dein Bild über diesen Beruf nach dem Praktikum verändert?
Für mich bedeutet
„ein Forscher zu sein“, akribisch nach Lösungen bzw. Antworten auf eine Frage
zu suchen. Gerade in der Meteorologie stehen Forscher vor dem scheinbar unlösbaren
Problem „die perfekte Wettervorhersage“: Wie muss ein Modell aufgebaut sein,
damit es fehlerfreie Prognosen liefert – und das über mehrere Tage? Mein Bild
über diesen Beruf hat sich insofern geändert, dass ich nun weiß, welch wichtige
und harte Arbeit es ist, ein Forscher zu sein und vor allem, dass Förderungen
in diese Richtung wirklich nötig sind. Es eröffnen sich mit Sicherheit neue
Horizonte!