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Pedagogy

University, School

Pädagogische Hochschule Heidelberg - PH

Grade, Teacher, Year

1, Müller, 2013

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Anni P. ©
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Psychodrama in der Schule

Inhaltsverzeichnis:


1.Einleitung 3

2. Theoretische Grundlagen Psychodramas 4

2.1. Begriffe und Definitionen 4

2.2. Methoden und Techniken 6

2.3. Ablauf einer psychodramatischen Sitzung 9

3. Psychodramatische Arbeit in der schulischen Praxis 10

3.1. Didaktisches Psychodrama 10

3.2. Soziales Lernen 11

3.3. Mögliche Schwierigkeiten 14

4. Schlusswort 16

Literaturverzeichnis 17

  1. Einleitung


Als Studentin des Erweiterungsstudienganges Spiel- und Theaterpädagogik bin ich seit Langem an der Anwendung theatralischer Methoden im Unterricht interessiert und möchte sie deshalb in meiner Hausarbeit genauer untersuchen. Mich spricht besonders an, dass die Methoden von Psychodrama nicht nur die Anwendungsmöglichkeiten zur Stoffvermittlung bieten, sondern auch zur Entwicklung sozialer Fähigkeiten, die unter Anderem zur Konfliktbewältigung notwendig sind.

Die Hausarbeit bezieht sich auf die Inhalte des Seminares „Dramapädagogik“, welches im Rahmen des Bereichs EW 2.02 „Didaktik und Methodik schulischer Lehr-Lernprozesse“ angeboten wurde. Außerdem werden Verknüpfungen an die Lerninhalte des Bereichs EW 2.06 „Theorie und Praxis der Kommunikation und Konfliktbewältigung in der Schule“ gezogen.

In meiner Arbeit möchte ich die Anwendungsmöglichkeiten der psychodramatischen Methoden in der Institution Schule untersuchen. Die zentrale Frage ist dementsprechend, inwieweit die Methoden des Psychodramas in der Schule eingesetzt werden können, beziehungsweise auf welche Schwierigkeiten man stoßen kann. In meiner Arbeit beschäftige ich mich nur im Allgemeinen mit psychodramatischen Techniken in der Schule und gehe auf konkrete Umsetzungsbeispiele nicht ein.

Im ersten Teil wird zunächst die allgemeine Definition des Psychodramas nach Moreno eingeführt. Dabei wird auf die Unterschiede zwischen einer psychodramatischen Einheit und der konventionellen Theateraufführung hingewiesen. Des Weiteren werden fünf Instrumente erläutert, welche für ein Psychodrama erforderlich sind: die Bühne, der Protagonist, der Spielleiter, die therapeutischen Mitspieler und das Publikum.

Im Folgenden wird auf die wichtigsten Methoden und Techniken des Psychodramas eingegangen: Monolog, Verstärkung, Doppeln, Spiegeln, Rollentausch etc. Es wird ein klassischer Aufbau einer psychodramatischen Einheit vorgegeben, der die Erwärmungsphase („warming up“), die Spiel- oder Handlungsphase, die Abschluss- oder Gesprächsphase beinhaltet.

Im zweiten Teil werde ich mich mit Besonderheiten der psychodramatischen Arbeit in der schulischen Praxis beschäftigen. Als erstes betrachte ich die Möglichkeiten des didaktischen Psychodramas im Unterricht und nenne die wesentlichen Prinzipien der Umsetzung psychodramatischer Methoden im Unterricht. Anschließend schildere ich die Anwendungsmöglichkeiten des Psychodramas im außerunterrichtlichen Angebot zum sozialen Lernen.

Zum Schluss werde ich über die möglichen Schwierigkeiten reflektieren, die bei der Umsetzung der Psychodramatischen Techniken in der Schule auftreten könnten, sowie über mögliche Wege sie zu vermeiden.


Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für beiderlei Geschlecht.

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2. Theoretische Grundlagen Psychodramas


2.1. Begriffe und Definitionen


Das Psychodrama (von griechisch psyche „Seele“, und drama „Handlung, Vorgang“) wurde vom österreichischen Arzt Jacob Levy Moreno (1890–1974) entwickelt. Es wurde unter anderem durch das kindliche Spiel und expressionistische Theaterexperimente, die Commedia del Arte und das Altwiener Stegreiftheater angeregt.1

Nach Moreno ist das Psychodrama die Wissenschaft, die nach der Wahrheit über das Wesen des Menschen oder die Realität der Situation durch dramatische Methoden forscht.Diese Methode wird meistens verwendet, um vergangene Konflikte, gegenwärtige Probleme oder Konflikte zu lösen, um schwierige Situationen zu untersuchen oder um sich darauf vorzubereiten.2

Ziel des Psychodramas ist die Aktivierung und Integration von Spontaneität und Kreativität. Konstruktives spontanes Handeln ist zustande gekommen, wenn der Protagonist für eine neue oder bereits bekannte Situation eine neue und angemessene Reaktion findet.“3

Moreno unterscheidet die fünf Instrumente, die für ein Psychodrama erforderlich sind:

Die Bühne. Auf ihr entwickelt sich die Handlung. Dabei muss sie nicht unbedingt eine Bühne im Sinne einer Theaterbühne sein, sondern sie kann auch ein eigens eingeräumter Platz in einem Gruppenraum sein und kann mit nur wenigen Requisiten entworfen werden.

- Der Protagonist ist Hauptdarsteller und Autor in einer Person. Er soll frei und spontan das in Handlung umsetzen, was ihn bedrängt und was er erhofft. Je konkreter er handelt, desto intensiver wird er seine Empfindungen wieder erleben.

- Der Spielleiter ist der Regisseur des Spiels. „Er ist Spielleiter, Therapeut und Analytiker“ schreibt Moreno. Als Spielleiter muss er bereit sein, jeden Impuls, den der Protagonist ihm gibt, aufzugreifen und in die dramatische Handlung einzugliedern. Als Therapeut muss er den Protagonisten angreifen, ihm Widerstand bieten oder auch mit ihm lachen und scherzen, je nach therapeutischer Maßgabe.

Als Analytiker muss er Schlüsse ziehen und seine Auffassungen vom Spiel mit dem Protagonisten, den Mitspielern und der Gruppe besprechen.4 Aus diesem Grund soll der Spielleiter über Eigenschaften wie technisches Können, eine gewisse herzliche, offene Einfachheit dem Anderen gegenüber, sehr viel Mut (um zu beginnen) und eine schöpferische Einbildungskraft verfügen.

Dazu bedarf es auch einer bestimmten Reife und Selbsterfahrung (für sich selbst, in sich und in Bezug auf den Anderen), die durch Psychodrama, Psychoanalyse, Gruppenpsychotherapie, Gruppenanalyse oder eine ausreichend lange Praxis im Gruppentraining und eine praktische Kenntnis der Gruppendynamik erworben wurde.5

Das Publikum kann dem Protagonisten durch seine Anwesenheit und Teilnahme zum einen helfen, zu sich zu kommen und ein Feedback zu bekommen, zum anderen können die Zuschauer auch selbst betroffen sein und eigene biografische Inhalte durch das Zuschauen bearbeiten. Außerdem bildet das Publikum gewöhnlich auch das Reservoir der Mitspieler für das Spiel des Protagonisten.

In reinen Patientengruppen sind allerdings mehrere Psychodramaassistenten zur Übernahme von Rollen anwesend, da Patienten, die in ihrer Kreativität, Flexibilität und Stabilität beeinträchtigt sind, diese Rollen nicht übernehmen können. Dasselbe gilt auch für kleine Kinder, die noch nicht zur Perspektivenübernahme fähig sind.8

Sowohl Theater als auch Psychodrama haben vieles gemeinsam. Sie verwenden dieselbe Mittel und Kunstgriffe und basieren hauptsächlich auf mündlicher Sprache. Daneben können aber auch paralinguistische Phänomene (Tonfall, Schnelligkeit des Sprechens, Art und Stellung der Pausen, Sichtbarwerden von Affekten wie Lachen, Trauer, Zorn etc.) eine große Rolle spielen. Dennoch gibt es wesentliche Unterschiede, die in der folgenden Tabelle veranschaulicht werden:

Vergleich

Theateraufführung

Psychodrama

Autor

Der Regisseur ist der Autor und spielt auf der Bühne nicht mit.

Der „Urheber“ der Aktion und der Hauptdarsteller sind identisch.

Handlung

Vom Regisseur vorgegebene, die psychische Befindlichkeit des Darstellers nicht berücksichtigende Situation.

Meist individuell wirksamer Konflikt eines Menschen, der in der eigenen szenischen Darstellung neu erfahren und dadurch evtl. gelöst wird.

Zielsetzung

Unterhaltung (Lustspiel), Lehre (Lehrstück), große Bedeutung der künstlerischen Gestaltung

Intra- oder interindividuelle Konfliktlösung. Die Gestaltung ist von untergeordneter Bedeutung

9

2.2. Methoden und Techniken


Obwohl es ganz viele psychodramatische Inszenierungstechniken gibt, welche Moreno selbst an verschiedenen Stellen seiner Publikationen zusammen stellte, hat er keinen Katalog davon verfasst. Das erklärt sich dadurch, dass das spontane und kreative Handeln des Spielleiters Vorbild sein sollte und ein solcher Katalog würde daher dem Wesen des Psychodramas widersprechen.10 Im Folgenden werden einige Grundtechniken des Psychodramas sowie die Bedingungen, unter denen sie anzuwenden sind, dargestellt.

Der Regisseur muss für den Gruppenprozess empfindsam sein, damit er eventuell durch den Gebrauch dieser Techniken das Spiel vorantreibt, dem Protagonisten Rückhalt gibt und ihm und den anderen Gruppenmitgliedern zur Einsicht verhilft.

Interview

Durch gezielte Fragen wird der Protagonist tiefer ins Erleben geführt, indem authentische Informationen zum sozialen Umfeld ermittelt werden. Es wird eingesetzt, damit man besser verstehen kann, was genau dargestellt werden soll.11

Es wird eine Situation inszeniert, bei welcher der Protagonist mit einem anderen Mitspieler oder einem Hilfs-Ich interagiert. Es dient einerseits dem Darstellen der Szene, andererseits aber auch dem sprachlichen Ausagieren.12

Rollentausch

Wenn der Protagonist die Rolle eines für ihn wichtigen Anderen spielt (die Tochter spielt z.B. ihre Mutter), so kann er allmählich Gefühl und Verständnis für die Position des Anderen und für seine Reaktionen in der Situation gewinnen und sich selbst mit anderen Augen sehen. Oft dient der Rollentausch lediglich dazu, dem Hilfs-Ich besser verständlich zu machen, wie der Protagonist die Rolle auffasst.

Der Hilfsdarsteller kennt die wirkliche Szene nicht, dennoch versucht er deren Erfordernissen gerecht zu werden, so wie sie der Protagonist vorführt.13

Doppelgänger (Double)

Ein Mitspieler wird für die Rolle des Protagonisten ausgewählt und versucht sich mit ihm zu identifizieren. Der Doppelgänger begleitet den Protagonisten wie ein Schatten, versucht körperlich und emotional die gleiche Haltung einzunehmen wie er, so dass der Protagonist sich neben sich - eben doppelt - erlebt. Danach wird der Protagonist vom Regisseur angewiesen, zu seinem Double Stellung zu nehmen.

Er kann seine Aussagen bestätigen oder bestreiten. Das Double kann dem Protagonisten helfen, Gefühle der Angst, des Hasses oder der Liebe zu äußern, die er selbst nicht auszusprechen vermag. Außerdem kann das Doppeln auch zum Stützen des Protagonisten eingesetzt werden, zum Beispiel wenn er gelähmt und hilflos Angriffen seiner Umwelt ausgeliefert ist.14

Spiegeln

Bei dieser Methode spielt das „Hilfs-Ich“ jemanden, der nicht gewillt oder fähig ist selber zu spielen. Die Zuschauer im Raum reagieren ihm gegenüber, als sei er tatsächlich die Person, die er darstellt. Diese Technik zielt darauf ab, dem Gruppenmitglied zu zeigen, wie er in einem sozialen Spiegel aussieht, um bei ihm eine Reaktion herauszufordern. Es lässt sich ebenfalls gut anwenden, wenn ein Protagonist in seine Verhaltensmuster verstrickt ist und sich überhaupt nicht bewusst ist, wie er von der Seite aussieht. 15 Diese Methode wird aber nur mit besonderer Vorsicht eingesetzt, weil sie als konfrontative Technik leicht Kränkung hervorrufen kann, besonders wenn es als Nachaffen oder als Bloßstellung empfunden wird.

Dem Protagonisten wird vorgeschlagen, sich in die Zukunft zu versetzen, zum Beispiel solle er sich in zwei oder in zehn Jahren „sehen". Dies ermöglicht ihm sich über seine Rolle gegenüber dem Anderen bewusst zu werden, sowie seine Wünsche und Absichten zu testen und sie mit der Wirklichkeit zu konfrontieren. Im Psychodrama ergeben sich viele Aspekte einer Situation, die er zuvor in Gedanken nie berücksichtigt hat.

Diese Methode ist besonders gut umsetzbar, wenn eine Person in einer beruflichen oder persönlichen Ambivalenz befangen ist (Wahl des Berufs, Beitritt zu einem Verein, Heirat, innere Berufung usw.)16 Bei der Anwendung dieser Methode ist eine intensive, erfolgreiche Einstimmung von großer Bedeutung. Möglichst viele Besonderheiten und Nebenumstände der Situation sollten bei der Einstimmung beachtet werden.

Der Monolog

Der Protagonist spricht neben der eigentlichen Handlung seine Gedanken in einer Szene laut aus. Der Protagonist bleibt zwar in der Szene, aber er tritt ein wenig beiseite oder dreht den Kopf, um dann auszusprechen, was ihn bewegt. Dies ist eine nützliche Technik, um die verborgenen Gedanken und Absichten des Protagonisten laut werden zu lassen. Im Monolog ausgesprochene Gedanken sind ein Schlüssel zum Verständnis von Konflikten und zur Lösung menschlicher Probleme.17

Eine psychodramatische Sitzung besteht in der Regel aus folgenden Phasen:

- Die Erwärmungsphase („warming up“) dient der Einstimmung und der Lockerung für das eigentliche psychodramatische Geschehen zu Beginn jeder Sitzung. In dieser Phase legt der Psychodramatiker Kommunikationskanäle zwischen der Gruppe und sich und fördert somit zwischenmenschliche, das heißt herzliche Beziehungen unter allen Teilnehmern. Dafür stehen dem Leiter eine Vielzahl von Initial- oder Erwärmungstechniken zur Verfügung, die er je nach Besonderheiten der Gruppe einsetzen kann.

- Die Spiel- oder Handlungsphase bietet den Raum für das Spiel des oder der Protagonisten. Zunächst wird die Bühne eingerichtet, dann werden die Mitspieler ausgewählt und schließlich beginnt die Handlung. Mithilfe der psychodramatischen Techniken wird das biografische Erleben des Protagonisten vergegenwärtigt.

- Die Abschluss- oder Gesprächsphase schließt unmittelbar an die psychodramatische Handlung an und dient vor allem der Nachbereitung und der Integration des soeben Erlebten. Es werden drei Teile der Nachbereitung unterschieden: das Sharing, das Feedback und die Analyse.

Im Feedback erzählen die Mitspieler, was sie in ihren jeweiligen Rollen beim Spiel und wie sie den Protagonisten erlebt haben.

Anschließend kann die Prozessanalyse oder das Processing durchgeführt werden. Spielleiter und die Gruppenmitglieder gehen noch einmal den Sitzungsverlauf durch, analysieren und deuten, was sich jeweils ereignet hat, aber auch was sich nicht ereignet hat.18

3. Psychodramatische Arbeit in der schulischen Praxis


3.1. Didaktisches Psychodrama


Das Rollenspiel im Unterricht hat eine lang bestehende Tradition, die das Lernen durch „handelnde Selbsterfahrung“ ermöglicht. Die psychodramatische Techniken haben sich aber erst im 20. Jahrhundert verbreitet. Bereits in den 40er Jahren kamen psychodramatische Methoden im Unterricht an Schulen in der USA zum Einsatz. Moreno selbst war einer der Autoren. Leider haben sie sich bis jetzt noch nicht ihrem Potential entsprechend in den Schulen verbreitet.

Die Rollenspieltechniken werden im Unterricht in der Regel in Abwechslung mit theoretischen Phasen umgesetzt. Insbesondere geeignet sind diese Methoden für Fächer, in denen ein tieferes emotionales Verständnis erforderlich ist: Literatur, Geschichte, Religion etc. Dabei gewinnt der Schüler nicht nur Verständnis über die Charaktere und Persönlichkeiten, sondern im gewissen Maße auch für sich selbst.

Die Verbindung von Sach- und Affektlernen, von Kognition und Emotion eröffnet Schülern die Chance, ein tieferes Verständnis für den Stoff zu bekommen und gegebenenfalls seine Bedeutung für das eigene Leben zu entdecken. 19

Es lassen sich folgende Prinzipien für den didaktischen Einsatz des Psychodramas im Unterricht formulieren:

  • Die Mitwirkung am psychodramatischen Rollenspiel geschieht freiwillig.

  • Die Sitzung besteht aus drei Phasen: Erwärmung, Rollenspiel und Nachbesprechung.

  • Die Lerngruppe partizipiert an Entscheidungen zur Themenwahl und zur szenischen Gestaltung.

  • Das Rollenspiel wird nicht bewertet. Die Noten werden ausschließlich für die anschließende Theoriearbeit vergeben, damit die Kreativität sich frei entfalten kann und keine Angst entsteht, schlecht bewertet zu werden.20

Beim erfolgreichen Einsatz psychodramatischen Methoden werden folgende positive Wirkungen sowohl auf die ganze Klasse, als auch auf die einzelnen Schüler beobachtet:

  • Die spielerische Komponente befriedigt den Bewegungsdrang und den Aktionshunger von Schülern (besonders jüngeren), mindert Störungen und erhöht somit Aufmerksamkeit und Konzentration.

  • Es wird ein tieferes emotionales Verständnis und persönliche Relevanz für den Lernstoff gewonnen.

  • Die erlebnisaktivierenden Methoden des Psychodramas öffnen Sinneskanäle zum Gehirn und verankern Wissen (Ganzheitlichkeit des Unterrichts).

  • Durch die Überprüfung eigener Einfälle im Rollenspiel werden entwickelte Einsichten flexiblisiert.

  • Phantasie und Kreativität werden gefördert.21

    3.2. Soziales Lernen


    Neben der fächerspezifischen Wissensvermittlung wird vermehrt die Bildung der ganzen Persönlichkeit in den Schulen gefördert. Das schließt auch die Ausbildung sozialer Kompetenzen mit ein. Dazu gehören zum Beispiel:

    • Konfliktbearbeitung in einem fairen Verfahren,

    • Adäquate Selbst- und Fremdwahrnehmung, Festigung eigener Identität, Verminderung von Angstgefühlen,

    • Fähigkeit die Auswirkungen eigenes Verhalten abzuschätzen und eigene Entscheidungen zu treffen,

    • Möglichkeit sich ungewöhnliche Rollen anzueignen, was zu der Ausbreitung eigenes Repertoires an sozialen Rollen führt,

    • Fähigkeit zur Empathie und Perspektivenübernahme

  • Die sozialen Lernziele sind in deutschen Lehrplänen schon immer über die Fächer hinweg festgehalten. In der Praxis mangelt es aber häufig an Konzepten, wie diese Ziele von Lehrern im Unterricht realistisch umgesetzt werden können. Hier bietet das Psychodrama mit Recht ein gutes Angebot, obwohl es nicht im vollen Maße in der Schule umgesetzt werden kann.22

    Mit direktem emotionalem Bezug können in den schulischen Psychodrama-Sitzungen eine Bandbreite an aktuellen Themen behandelt werden: Geschlechtsleben, Kennenlernen von Menschen, Neid auf Andere, Kleidung, schlechte Zensuren, Befangenheit beim Sprechen vor der Klasse, hohe Test-Werte, Kandidatur für die Schüler-Mitverwaltung, Drogenkonsum, Vandalismus, einen Wettkampf verlieren, Schule schwänzen, seine Aufgaben nicht machen, gerechte und ungerechte Bestrafung durch die Lehrer etc.23

    Wichtig dabei ist, dass ein Rollentausch nicht auf der realen Ebene stattfindet, sondern auf der Symbolebene. Also nimmt der Schüler weder die Rolle des Lehrers ein, noch spielt der Lehrer den rebellischen Schüler, sondern durch Symbole und symbolische Handlungen wird das Thema bearbeitet. Mittels Verfremdung in einem gestellten Szenario (zum Beispiel Schulhof und Gewalt, Spielplatz und Störer, Schulfest und Drogenkonsum, Schüler und Schulleitung, aber auch Arbeitgeber und Betriebsrat) und der Übernahme von Rollen aus diesem Szenario können die Schüler eine Art der Verhaltensweise nach ihren Kenntnissen ausleben.

    Im Rahmen des sozialen Lernens richtet sich der in der Schule tätige Psychodramatiker nach den vielfältigen dort vorzufindenden Formaten (Beratung, Unterricht, AGs, Projektwoche etc.). In der Schule sind meist nur Programme der Primärprävention umsetzbar und erfolgreich, weil sie zum einen die Gruppenfähigkeit der Teilnehmer voraussetzen und zum anderen mit Gruppen in Klassengröße arbeiten.

    Die Arbeit mit Programmen der Sekundär- und Tertiärprävention setzt kleine Gruppen zwischen fünf und zehn Teilnehmern sowie andere institutionelle Rahmen als die Schule voraus. 24

    Für die erfolgreiche Anwendung der psychodramatischen Methoden für soziales Lernen in der Schule sind folgende Voraussetzungen wichtig:

    • Man fokussiert sich auf die ganze Gruppe. Auch bei Beziehungsklärungen zu zweit soll die ganze Klasse stark mit einbezogen werden (zur Diagnose, zur Entwicklung alternativer Lösungen, im Feedback und Sharing).

  • Die Bearbeitung ist ausschließlich auf das Verhalten im dargestellten Konflikt (im Hier und Jetzt) gerichtet. In der Gruppenarbeit können mögliche biografische Hintergründe nicht beleuchtet werden, dies geschieht höchstens in einem persönlichen Gesprächs.


  • Durch die Anwendung der psychodramatischen Methoden lassen sich günstige Wirkungen bei den einzelnen Schülern beobachten:

    • Die Schüler lernen, sich in andere einzufühlen. Sie gewinnen ein tieferes emotionales Verständnis für ihre Mitschüler, andere Personen und für sich selbst (zum Beispiel durch Reflexion der eigenen Rollenwahl), das heißt, sie schauen auf sich selbst, auf die anderen und auf den Konflikt aus einer anderen Perspektive.

  • In der Übernahme fremder Rollen erfahren manche Schüler mehr Zuwendung und Anerkennung als in der Realität. Dies kann ihr Selbstvertrauen stärken und ihren sozialen Status innerhalb der Klassengemeinschaft positiv verändern.

  • Durch die Darstellung des Systems, in dem der Konflikt ausgebrochen ist, wird die Unterscheidung von Ursache und Wirkung ermöglicht, die Anteile der Beteiligten werden sichtbar und bearbeitbar gemacht.26

    3.3. Mögliche Schwierigkeiten


    Trotz allen positiven Wirkungen, die mithilfe des Psychodramas zu erzielen sind, gibt es Einiges, was bei der Umsetzung an der Schule beachtet werden sollte.


  • References & Links

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