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Rezension

Rubén Rocha - Der Mann mit den zwei Gesich­tern - Bild­ana­lyse

1.041 Wörter / ~3 Seiten sternsternsternsternstern_0.75 Autorin Antonia R. im Apr. 2015
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Dokumenttyp

Rezension
Geschichte / Historik

Universität, Schule

Deutsche Schule Mexiko

Note, Lehrer, Jahr

Frau Amann

Autor / Copyright
Antonia R. ©
Metadaten
Format: pdf
Größe: 0.14 Mb
Ohne Kopierschutz
Bewertung
sternsternsternsternstern_0.75
ID# 47037








Der Mann mit den zwei Gesichtern

Bildanalyse

 

 Die vorliegende Karikatur mit dem Titel  „Der Mann mit den zwei Gesichtern“  ist eine Primärquelle, die im Jahr 1933 in „Le Rempant“ veröffentlicht wurde. Was sofort ins Auge springt sind die beiden Männer, welche man nur im Profil sehen kann und die so stehen als würden sie aneinander befestigt sein. Beide haben ein ähnliches Gesicht. Dies soll zeigen, dass es sich im Grunde um dieselbe Person handelt.  Der Mann auf der linken Seite trägt einen sehr eleganten dunklen Anzug. Er hält seinen Arm gestreckt und hat eine Taube auf der Rückseite seiner Hand. Auffällig sind seine großen Ohren und Nase. Da er allerdings kleine Augen hat, ist sein Gesicht nicht wirklich proportional. Außerdem hat er dunkle Haare und einen Schnurrbart. Demgegenüber ist der Mann auf der rechten Seite ganz anders gekleidet. Seine Beine berühren nicht den Boden, es scheint so als würde er an dem anderen Mann befestigt sein und in der Luft schweben. Der Helm und die Stiefeln die er trägt, deuten darauf hin, dass er ein Angehöriger des Militärs ist. Außerdem hat er ein Hackenkreuz auf dem Ärmel der Uniform. Er hält seinen Arm und einen Fuß ausgestreckt, gerade so als würde er wie ein Soldat marschieren. Auch hat er keine Taube in der Hand, sondern ein Gewehr. Und ein Schwert hängt von seiner Hüfte herunter. Um seinen Hals hat er eine Kette mit einem Totenschädel hängen. Seinen Mund hat er weit geöffnet, so als würde er gerade einen Befehl geben. Wie der Mann links am Bild trägt auch er einen unverkennbaren Schnurrbart.

Natürlich handelt es sich in beiden Abbildungen um den deutschen Reichsführer Adolf Hitler, welcher im Jahr 1933 an die Macht im Deutschen Reich gekommen ist. Was der Autor mit seiner Karikatur zeigen will ist, dass Hitler ein Mann ist der zwei Rollen gleichzeitig spielt – die des noblen Friedenbringers und jene des kriegerischen Eroberers.

Nach dem Versailler Friedensvertrag galt Deutschland als einziges schuldiges Land des Ersten Weltkrieges. Die Niederlage bedeuteten für das Land unter anderem hohe Reparationszahlungen, die Entmilitarisierung und indirekt auch den Verlust des Vertrauens und der guten Beziehungen mit den anderen Ländern.  Die Bevölkerung  war mit dem Kriegsende und der Weltwirtschaftskrise überhaupt nicht zufrieden. Sie sahen in Hitler eine Chance den Respekt für Ihr Land wieder zu gewinnen.

Um den Respekt durch die anderen Länder wieder aufzubauen verfolgte Adolf Hitler mehrere Strategien, die dafür sorgen sollten ein neues und friedensvolles Bild von Deutschland zu erschaffen. Ein Beispiel dafür ist die „Friedensrede“ von Hitler, welche er im Juli 1933 hielt: "Indem wir in grenzenloser Liebe und Treue an unserem eigenen Volkstum hängen, respektieren wir die nationalen Rechte auch der anderen Völker und möchten aus tiefinnerstem Herzen mit ihnen in Frieden und Freundschaft leben."

Dies ist das Bild welches Hitler den anderen Ländern als Ziel der Außenpolitik des Deutschen Reiches zeigen wollte,  um so für die Zukunft gute Beziehungen aufzubauen. Ein anderes Bespiel ist der Nichtangriffspakt mit Polen (1934), es wurde darin beschlossen, dass innerhalb der nächsten zehn Jahren Konflikte zwischen Polen und Deutschland friedlich gelöst werden.

All diese Ideen und Schritte stellt der Mann in der Karikatur auf der linken Seite dar. Er ist das heuchlerische Gesicht Hitlers und seiner Außenpolitik. Die weiße Taube, die der Mann auf der linken Seite auf der Hand trägt, steht für den friedlichen Eindruck den Hitler von Deutschland verbreiten wollte. Sein Gesichtsausdruck und seine Verkleidung verstärken diese Position. Wenn man diesen Mann, mit seinem ernsten und sicheren Gesichtsausdruck sieht, bekommt man den Eindruck von einem echten Gentleman. Es verbreitet ein Gefühl von Ruhe, Frieden, und Gelassenheit. Dies ist das Gesicht welches Hitler nach außen hin zeigt, doch wofür steht der andere Mann?

Bei dem Mann rechts handelt es sich augenscheinlich auch um Adolf Hitler. Seine Ziele sowohl in der Außen- als auch in der Innenpolitik hatte er ganz klar definiert. Er war davon überzeugt, dass die arische Rasse die reinste, stärkste und dementsprechend auch die vorherrschende ist. Diese Rasse sollte über alle andere stehen und die anderen dominieren. Dies begründete er mit der darwinschen Theorie von „The survival of the fittest“, obwohl er die Theorie grundlegend missverstanden hatte. Aus diesem Grund waren die Bedingungen des Versailler Friedensvertrages für Hitler überhaupt nicht zu akzeptieren. Er suchte auch einen Schuldigen für die wirtschaftliche schlechte Lage in Deutschland und fand diesen in den Juden. Diese mussten vernichtet werden damit es Deutschland besser ging. Das gleiche Argument wendete er gegenüber anderen Minderheiten an, wie z.B. den Kommunisten oder  Behinderte. Die arische Rasse „brauchte“ mehr Platz zu leben.  Um diesen neuen Platz zu schaffen müssen Gebiete im Osten erobert werden. Als letzten Schritt wollte Hitler Deutschland wieder als Weltmacht etablieren. Deutschland muss stärker als die anderen Länder sein. Um diese Ziele zu erreichen brauchte das Land eine große Armee und Waffen. Somit war der Friedenvertrag ein Knebelvertrag der für nichtig erklärt wurde. Dies waren seine eigentlichen Ziele in der Außenpolitik.

In all diesen Punkten widerspricht sich diese Politik mit dem friedlichen Eindruck den Hitler eigentlich verbreiten wollte. Er spricht von Frieden, doch beginnt er schon bald Krieg mit allen anderen Nationen. Deswegen ist der Titel der Karikatur „Der Mann mit den zwei Gesichtern“ sehr passend.

Hitler hatte tatsächlich zwei Gesichter. Ein Beweis für seine militärischen Absichten ist der Austritt aus dem Völkerbund im Jahr 1933. Nach diesem Austritt hatte Deutschland einen viel größeren Spielraum um sich wirtschaftlich und politisch auf einen neuen Krieg vorzubereiten. Mit einem neuen Gesetz wurde im Jahr 1935 die Wehrpflicht wieder eingeführt. Das war eindeutig ein Zeichnen dafür, dass sich Deutschland auf einen weiteren Krieg vorbereitet, obwohl es gleichzeitig langfristige Friedenspakte mit anderen Ländern abgeschlossen hat.

Der Zeichner stellt mit dieser Karikatur das offensichtliche Katz und Maus Spiel dar, welches Hitler mit den anderen Nationen trieb. Dies ist ihm mit der Einfachheit  der Darstellung klar gelungen, denn er verwendet keine komplexen, abstrakten Bilder oder unverständliche Metaphern.  Die rhetorischen Mittel sind leicht verständlich, die Grafik kommt ohne weitere Erläuterungen aus, denn der Titel ist unmissverständlich. Außergewöhnlich ist, dass der Zeichner schon im Jahr 1933, also dem Jahr der Machtergreifung durch Hitler, dessen zweideutige Absichten erkannte. Ein Krieg war damals wohl unausweichlich, vor allem da sehr viele Politiker in Europa das falsche Spiel welches Hitler mit ihnen trieb nicht erkannten, oder einfach nicht wahr haben wollten.


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